Landrat: Tönnies-Konzept beantwortet bei Weitem nicht alle Fragen

In NRW wird darüber diskutiert, unter welchen Bedingungen die
Produktion bei Tönnies wieder aufgenommen werden kann. Gleichzeitig
gehen die Corona-Neuinfektionen im Kreis Gütersloh weiter zurück. Die
regionalen Einschränkungen könnten bald fallen.

Gütersloh/Rheda-Wiedenbrück (dpa) - Der Gütersloher Landrat
Sven-Georg Adenauer rechnet nicht mit einem kurzfristigen Hochfahren
der Produktion im Schlachtbetrieb von Tönnies in Nordrhein-Westfalen.
«Das Konzept, das die Firma vorgelegt hat, beantwortet bei Weitem
nicht alle Fragen, die geklärt werden müssen. Also bis der Betrieb
wieder anläuft, kann es noch dauern», sagte der CDU-Politiker am
Montag unmittelbar vor einem Treffen von Vertretern der Behörden und
des Unternehmens im Kreishaus.

Am Tönnies-Hauptstandort in Rheda-Wiedenbrück waren zuletzt mehr als
1000 Mitarbeiter positiv auf das Coronavirus getestet worden. Die
Befunde hatten zu regionalen Einschränkungen im öffentlichen Leben in
den NRW-Kreisen Gütersloh und Warendorf geführt. Zudem löste der
Vorfall eine Debatte über die Arbeitsbedingungen in Schlachthöfen
aus.

Seit Montagmorgen sprechen Vertreter der Bezirksregierung, des
Kreises und der Stadt Rheda-Wiedenbrück über das von Tönnies in der
vergangenen Woche vorgelegte Hygiene-Konzept. Die Stadt
Rheda-Wiedenbrück hatte die Schließungsverfügung der gesamten
Schlacht- und Fleischfabrik bis zum 17. Juli verlängert. Mit einem
Ergebnis wird in Verhandlungskreisen erst in den nächsten Tagen
gerechnet.

Das Unternehmen kann beantragen, dass die Verfügung für einzelne
Bereiche aufgehoben werden soll. Voraussetzung ist ein Konzept zum
Gesundheits- und Arbeitsschutz, das den Vorgaben der
Corona-Schutzverordnung des Landes Nordrhein-Westfalen entspricht.

Tierärzte warnen angesichts geschlossener Schlachthöfe und
verringerter Schlachtkapazitäten vor überfüllten Ställen und läng
eren
Tiertransporten. Weil derzeit mehrere Zehntausend Schlachtungen pro
Tag wegfallen, ergäben sich «große Tierschutzprobleme», teilte die

Bundestierärztekammer am Montag mit. Enger besetzte und überfüllte
Ställe könnten besonders bei sommerlichen Temperaturen zu
Kreislaufbelastungen für Tiere führen. «Es ist nicht auszuschließen
,
dass dadurch vermehrt Tiere verenden», warnten die Experten. Die
Transportwege zu anderen Schlachtstätten würden «deutlich länger»
.

Die Einschränkungen des Alltags im Kreis Gütersloh laufen derweil in
der Nacht auf Mittwoch aus. Die Zahl der Neuinfektionen pro 100 000
Einwohner im Kreis in den vergangenen sieben Tagen war zuletzt weiter
gesunken. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) lag die
sogenannte Sieben-Tage-Inzidenz am Montag bei 50,5 und damit nur noch
knapp über dem Grenzwert von 50, bei dem regionale Einschränkungen
zur Bekämpfung der Pandemie in Betracht gezogen werden müssen. Zum
Höhepunkt des Corona-Ausbruchs bei Tönnies lag der Wert bei 270,2.
Für den benachbarten Kreis Warendorf waren die erneuten
Einschränkungen im öffentlichen Leben Ende Juni aufgehoben worden.