Langzeitstudie zu Corona-Ansteckungsgefahr bei Kindern startet

Bislang ist über die Corona-Ansteckungsgefahr bei Kindern wenig
bekannt - neue Erkenntnisse soll nun eine Langzeitstudie an Krippen,
Schulen und Kitas in Bayern bringen.

München (dpa) - Eine flächendeckende Langzeitstudie in Bayern soll
die Corona-Ansteckungsgefahr bei Kindern klären helfen. «Bei der
Bewältigung der Corona-Pandemie setzen wir auf die Strategie der
Umsicht und Vorsicht. Die Infektiosität von Kindern ist dabei eine
der Schlüsselfragen», sagte Ministerpräsident Markus Söder (CSU) am

Montag bei der Vorstellung des Forschungsprojekts «COVID Kids
Bavaria» in München. Sechs Universitätskinderkliniken begleiten bis
voraussichtlich Januar 2021 die Öffnung von Schulen und
Kinderbetreuungseinrichtungen im Freistaat wissenschaftlich.

Für den Betrieb von Krippen, Schulen und Kitas sei die Klärung der
Frage, ob in diesen Einrichtungen die Gefahr einer unkontrollierten
Ausbreitung des Coronavirus bestehe, von großer Bedeutung, hieß es.
Außerdem soll die Studie Aufschluss über die Auswirkungen der
Pandemie auf die allgemeine Kindergesundheit geben. «Ich erhoffe mir
von dieser Studie ein weiteres, großes Puzzlestück im Covid-19-Bild»,

sagte Bayerns Wissenschaftsminister Bernd Sibler (CSU).

Im Rahmen der Erhebung sollen an insgesamt knapp 140 Krippen,
Kindergärten und Grundschulen im gesamten Freistaat zu vier
verschiedenen Zeitpunkten stichprobenartig Kinder auf eine mögliche
Infektion mit dem Coronavirus und Symptome getestet werden. «Es wird
der Verlauf einer Infektion untersucht, es wird die Auswirkung
untersucht und es wird die Übertragbarkeit untersucht», sagte Söder.


Um Infektionswege nachverfolgen zu können, stünden auch die
Wechselwirkungen zwischen Kindern und Betreuern wie etwa Erziehern
und Lehrern im Fokus, ergänzte Sibler. Die Studienkosten beziffert
das Wissenschaftsministerium auf rund eine Million Euro.

An der Studie sind die Unikliniken Augsburg, Erlangen, Regensburg und
Würzburg sowie die Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) und
die Technische Universität München (TUM) beteiligt. Die
studienleitenden Ärzte, Christoph Klein und Johannes Hübner von der
LMU, rechnen für das Projekt mit insgesamt über 12 000 Corona-Tests
landesweit.

Über die Corona-Ansteckungsgefahr bei Kindern und ihren Einfluss auf
die Ausbreitung des Virus ist bislang noch recht wenig bekannt.
Einige Analysen weisen darauf hin, dass sie das Virus seltener an
andere Menschen weitergeben als Erwachsene und nicht zu den
Hauptträgern der Ausbreitungswelle gehören. Es gibt aber auch
Analysen, die in eine gegenteilige Richtung weisen.

Durch die Ergebnisse der neuen Studie, so Söder, erhoffe man sich nun
eine Erweiterung der Beurteilungsgrundlage für künftige
Entscheidungen im Zusammenhang mit der Coronavirus-Pandemie.