Trotz Corona: Trump kündigt weitere große Wahlkampfveranstaltung an

Trump liebt es, vor Tausenden jubelnden Anhängern aufzutreten. Trotz
Corona-Pandemie will er seinen Wahlkampf wiederbeleben. Dafür macht
seine Kampagne nun auch Zugeständnisse, um die Gesundheit der
Teilnehmer zu schützen. Aber Großveranstaltungen bleiben riskant.

Washington (dpa) - Teilnahme auf eigene Virus-Gefahr: Für seinen
Wahlkampf hält Präsident Donald Trump trotz der jüngsten Zuspitzung
der Corona-Pandemie in den USA an Großveranstaltungen fest. Am
Samstag will er auf dem Flughafen von Portsmouth im nordöstlichen
Bundesstaat New Hampshire im Freien vor Tausenden Anhängern sprechen.
Alle Gäste müssen bei der Anmeldung zustimmen, dass sie «freiwillig
alle Risiken» übernehmen, die aus einer Corona-Infektion resultieren
könnten, wie seine Kampagne am Sonntag (Ortszeit) erklärte. Trumps
Wahlkampflager haftet dafür nicht. Teilnehmer würden aber «stark
ermuntert», bereitgestellte Masken zu tragen, hieß es.

Der Auftritt wird Trumps zweite große Wahlkampfveranstaltung seit
Beginn der Corona-Krise in den USA im März sein. Die erste
Veranstaltung in einem geschlossenen Stadion im Bundesstaat Oklahoma
vor knapp drei Wochen war eher missglückt: In der Halle in Tulsa
blieben Tausende Sitze leer, obwohl Trump erklärt hatte, dass sich
rund eine Million Menschen kostenlose Tickets gesichert hätten.

Der Präsident war heftig kritisiert worden, weil die Zahl der
Corona-Neuinfektionen in dem Bundesstaat zu dem Zeitpunkt anstieg.
Die wenigsten Teilnehmer trugen bei der Veranstaltung Masken. Trump
macht kein Geheimnis daraus, dass er den Mund-Nasen-Schutz als
lästige Spaßbremse betrachtet.

Mit der Ankündigung der Veranstaltung in New Hampshire kommt Trump
jenen Kritikern zumindest ein Stück entgegen, die ihm vorwerfen, für
seinen Wahlkampf die öffentliche Gesundheit zu gefährden. Die Rally
am Samstag wird im Freien stattfinden, was Experten hinsichtlich
einer möglichen Ansteckung als weniger gefährlich einschätzen - ein
Risiko bleibt aber. Zudem empfiehlt Trumps Team nun das Tragen von
Masken ausdrücklich, auch wenn es nicht verpflichtend sein wird. Die
Corona-Lage in New Hampshire, einem Bundesstaat mit rund 1,35
Millionen Einwohnern, ist auch relativ entspannt. Dort wurden seit
März nur rund 6000 bestätigte Infektionen gezählt.

Weil der Republikaner Trump die Gefahr des Coronavirus immer wieder
kleinredet, werfen ihm die Demokraten vor, im Kampf gegen die
Pandemie aufgegeben zu haben. Joe Biden, der designierte
Präsidentschaftskandidat der Demokraten, will vor der Wahl am 3.
November keine Großveranstaltungen abhalten, solange die Pandemie
noch wütet. Trump liebt jedoch die Großveranstaltungen vor seinen
Anhängern unter dem Motto «Make America Great Again» (auf deutsch
etwa: «Amerika wieder großartig machen») und nimmt dafür auch Risik
en
in Kauf. In Tulsa wurden einige Mitarbeiter vor der Veranstaltung
positiv getestet, hinterher Berichten zufolge auch Sicherheitsbeamte.

Derzeit nehmen die Neuinfektionen in den US-Bundesstaaten im Süden
und im Westen des Landes stark zu, etwa in Florida, Texas, Arizona
und Kalifornien. Die USA meldeten zuletzt mehrmals rund 50 000
Neuinfektionen pro Tag - mehr als je zuvor. Seit Beginn der Pandemie
gab es bereits rund 2,85 Millionen bestätigte Infektionen. Rund
130 000 Menschen sind nach einer Infektion mit dem Erreger Sars-CoV-2
gestorben, wie Daten der Universität Johns Hopkins zeigen.