Mehr als 20 Prozent mehr entsorgter Elektroschrott seit Lockdown-Ende

Bonn (dpa) - Seit Ende des Corona-Lockdowns ist in Deutschland mehr
als 20 Prozent mehr Elektroschrott entsorgt worden als im gleichen
Zeitraum ein Jahr zuvor. «Die weitgehende Reduzierung des Lebens auf
das häusliche Umfeld scheint insgesamt zu verstärkten
«Aufräumaktionen» geführt zu haben», sagte Bernhard Jehle,
Vorsitzender vom Bundesverband für Sekundärrohstoffe und Entsorgung
(bvse) der Deutschen Presse-Agentur. Verglichen mit dem gleichen
Zeitraum im Jahr 2019 sei die entsorgte Menge an alten Elektrogeräten
um 20 bis 30 Prozent angewachsen. Besonders dort, wo viele
Wertstoffhöfe coronabedingt geschlossen hatten, komme nun besonders
viel Elektroschrott an, der zwischenzeitlich wohl zu Hause gelagert
worden sei. Auch der Neustart in der Industrie sorgt für wachsende
Mengen.

Die Recyclingbetriebe, die während des Lockdowns über eine Flaute
klagten, können vom derzeitigen Boom jedoch nicht profitieren - im
Gegenteil: Die Logistik müssen nun extrem schnell umorganisiert
werden, um zum Beispiel weiterhin eine schnelle Abholung von großen
Elektrogeräten leisten zu können. Außerdem bergen volle Lager in den

Betrieben, wie sie zurzeit oft vorkommen, auch Gefahren: Insbesondere
Lithium-Akkus aus Handys können leicht Brände auslösen. «Ein Brand

auf einer Recyclinganlage kann existenzbedrohend sein», so Jehle.

Der Fachverband fordert daher, Handys müssten bereits bei der Annahme
- soweit möglich - von ihren Akkus getrennt werden. Diese Vorgabe
werde derzeit zu oft verletzt. Außerdem müssten Hersteller von
Geräten ihre Kunden darüber aufklären, wie wichtig eine richtige
Entsorgung sei. Einem aktuellen UN-Bericht zufolge entsorgen viele
Bürger ihre alten Geräte einfach im Hausmüll statt sie zum
Wertstoffhof zu bringen.

«Wir befinden uns in einem Teufelskreis», beklagte Jehle. So fehle es
in der gelähmten Industrie an Nachfrage nach Metallen. Gleichzeitig
sei aber das Angebot sehr hoch. «Wenn ein hohes Angebot auf eine
schwache Nachfrage trifft, führt dies wiederum zu fallenden
Metall-Preisen und wegschmelzenden Margen für die
Recyclingunternehmen.»