Hammelsprung im Bundestag - Abstandhalten ausgesetzt

Berlin (dpa) - Autsch! So schaut korrektes Verhalten in Corona-Zeiten
nicht aus: Bei einem Hammelsprung wurden am Freitag im Bundestag die
Abstandsregeln vorübergehend außer Kraft gesetzt. Dicht gedrängt
waren viele Abgeordnete, als sie durch die drei Türen für Ja, Nein
und Enthaltung gingen. Bundestags-Vizepräsident Wolfgang Kubicki
(FDP) wies mehrfach auf die Abstandsregeln hin. «Die
Bundestagsverwaltung hält auch noch Mund- und Nasenschutz bereit für
diejenigen, die darauf zurückgreifen wollen.» Was aber nicht allzu
viele Abgeordnete wollten.

Und dabei bemüht sich der Bundestag seit Wochen beharrlich um das
Einhalten der Abstandsregeln. Für namentliche Abstimmungen mit
Stimmkarten werden die Urnen grundsätzlich in der Lobby aufgestellt,
wo mehr Platz ist. Und um Menschenaufläufe zu verhindern, kann die
Abstimmungszeit schon mal Stunden dauern. Mustergültig verhielt sich
auch beim Hammelsprung am Freitag Bundestagspräsident Wolfgang
Schäuble (CDU), der einen Mund-Nasen-Schutz trug.

Der Hammelsprung war angesetzt worden, weil bei der Abstimmung per
Handheben über den Kohleausstieg Unsicherheit über die
Mehrheitsverhältnisse herrschte. Bei dem aufwändigen Verfahren müssen

erst mal alle Abgeordnete den Saal verlassen, um dann durch eine der
drei Türen wieder zurückzukehren. Kubicki gab anschließend
bekannt: «Nach dem Hammelsprung steht nunmehr fest, dass der
Gesetzentwurf mit deutlicher Mehrheit angenommen worden ist.»