Werbe-Video aus Kalabrien bringt Norditaliener auf die Palme

Mailand (dpa) - In Italien regen sich viele Norditaliener mächtig
über ein Tourismus-Werbevideo aus dem süditalienischen Kalabrien auf.
Hintergrund der Empörung im Fernsehen und im Internet ist der
Einbruch des Tourismus in dem Mittelmeerland durch die Corona-Krise.
Obwohl die Nerven in vielen Urlaubsgebieten ohnehin blank liegen,
ließen einige Verantwortliche aus dem Küstengebiet Riviera dei
Gelsomini an der Stiefelspitze ein Video herstellen, in dem der
Norden schlecht gemacht wird. Bilder von Massentourismus und
Industrieschornsteinen im Norden werden mit leeren, hellen
Sandstränden und romantischen Kulturstätten im Süden verglichen.

Das rund dreiminütige Filmchen war schon einige Tage auf Youtube zu
sehen. Dann schimpfte der Präsident der Region Venetien, Luca Zaia,
über den Spot. «In den Untertiteln zu schreiben, dass bei uns die
Leute an Feinstaub sterben: Es ist nicht richtig», sagte der
Politiker der rechten Lega. Das Video beleidige Land und Menschen.
Andere Stimmen aus nördlichen Regionen schlossen sich an. Auch
Tourismustreibende von der Riviera dei Gelsomini wurden in
italienischen Medien mit kritischen Worten zitiert.

Der Macher des Spots, der Italo-Schweizer Klaus Davi mit seiner
Agentur, äußerte sich in Mailand erstaunt. «Das war nur ein kleines
Web-Video, das wir ohne Geld für das Gebiet hergestellt haben», sagte
er am Donnerstag der dpa. Er habe das Instrument der vergleichenden
Werbung genutzt, aber es habe Ähnliches schon vorher gegeben. Er
vermute, dass erst die Intervention des bekannten Regionalpolitikers
Zaia die Debatte so groß gemacht habe.

Die Corona-Pandemie hatte Italien ab März über Monate fast
stillgelegt. Sie ging vom reichen Norden aus. Am stärksten betroffen
ist bis heute die Region Lombardei. Aber auch in der Emilia-Romagna,
in Venetien und im Piemont sind die Gesamtzahlen hoch. Der arme Süden
blieb von großen Ausbrüchen weitgehend verschont. Inzwischen melden
die Behörden nur noch um die 200 Neuinfektionen pro Tag in Italien
und um die 20 Tote - oder weniger.

Seit Anfang Juni dürfen wieder Urlauber aus der EU ins Land - doch
noch bleibt die Zahl der Erholungsuchenden überschaubar.