Nach dem Lockdown stemmt sich Kroatiens Tourismus gegen den Meltdown

Das Land an der Adria mit seinen vielen Buchten und Inseln schätzen
viele Deutsche als Urlaubsziel. Doch in Zeiten der Corona-Pandemie
ist nichts mehr so wie es war. Oder bietet Kroatien gerade abseits
der Pfade des Massentourismus relativ sichere Nischen?

Krk/Fazana (dpa) - Das EU- und Adria-Land Kroatien wirbt im Schatten
der Corona-Krise verstärkt um deutsche Urlauber. «Bei uns ist es
sicher, wir arbeiten professionell, wir halten uns an die
behördlichen Empfehlungen», sagte Nedo Pinezic, der Koordinator des
Wirtschaftsverbands Glas Poduzetnika (Stimme der Unternehmer), der
Deutschen Presse-Agentur. Vor allem Urlauber, die mit dem eigenen
Wagen anreisen, hätten nichts zu befürchten.

Die typischen Urlaubsformen in Kroatien seien Aufenthalte in privaten
Unterkünften, in kleinen Hotels oder auf Camping-Plätzen, fügte
Pinezic hinzu. Damit ließen sich Kontakte zu anderen Menschen auf ein
Minimum reduzieren. «Es gibt genügend Platz für Privatheit.» 

Mit seinen vielen Buchten und Inseln ist Kroatien bei Urlaubern
beliebt. Zugleich erwirtschaftet der Fremdenverkehr in normalen
Zeiten bis zu 20 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Wegen der
Corona-Pandemie befürchtet Pinezic, dass die Branche in diesem Jahr
gerade mal auf 30 Prozent der Übernachtungszahlen und 20 Prozent des
Umsatzes von 2019 kommen könnte. Wirtschaftsforscher befürchten, dass
die Volkswirtschaft deshalb 2020 um 9 bis 12 Prozent schrumpfen wird.

Haus- und Hotelbesitzer, die Betreiber von Ferienanlagen und
Gastronomen stemmen sich gegen den drohenden Meltdown. In Fazana auf
der Halbinsel Istrien lockte das Feriendorf Bi Village in der Zeit
vor dem Lockdown jährlich tausende Gäste an. «Im Juni hatten wir 40
Prozent der Buchungen im Vergleich zum Juni 2019, aber nur 20 Prozent
des Umsatzes», beschreibt Uros Martinovic, der stellvertretende
Direktor der Betreiberfirma, den aktuellen Stand. Wo die Gäste
coronabedingt weniger dürfen, geben sie weniger Geld aus. Für die
gesamte Saison erhoffe man sich 50 bis 60 Prozent der  Gästezahlen
der Vorsaison. «Werden es nur 40 Prozent, wären wir auch schon
zufrieden», meint er.

Für die Sicherheit in Corona-Zeiten gelten behördliche und eigene
Vorschriften, sagt Martinovic. Die Restaurants im Feriendorf bieten
weniger Plätze an, damit der Sicherheitsabstand zwischen den Gästen
gewahrt bleibt. Das Unterhaltungsprogramm wurde zusammengestrichen.

Für die Strände gelten eigene Regeln. Liegestühlen müssen paarweise

in Abständen von 4,5 Metern aufgestellt werden. Nur so viele Menschen
dürfen an den Strand gelassen werden, wie es die Einhaltung des
Sicherheitsabstands erlaubt. Die Ordnungsdienste der Gemeinden sollen
über die Einhaltung der Vorschriften wachen.

Wie genau all dies genommen werden wird, falls sich doch eine größere
Zahl von Menschen an beliebteren Orten wie Fazana einfinden sollte,
lässt sich noch nicht abschätzen. In manchen Restaurants entlang der
Adriaküste ist schon jetzt zu beobachten, dass man gerne eng
beieinander sitzt, wenn die Stimmung steigt.

Zugleich klagt man an den südlichen Küstenabschnitten mit den
längeren Anreisewegen über das fast komplette Ausbleiben der Gäste.
«Die «Riviera von Makarska» ist verlassen», schrieb die in Split
erscheinende Tageszeitung «Slobodna Dalmacija» entsetzt. «Die
Vermieter haben die Terrassen saubergewaschen, neues Mobiliar in die
Appartements gestellt und die Bettlaken glattgestrichen - allein, es
kommen keine Gäste».