Rückgang der hohen Arbeitslosenquote in den USA erwartet

Die Corona-Krise hat in den USA zu einer dramatischen Situation am
Arbeitsmarkt geführt. Langsam bessert sich die Lage wieder. Doch nun
droht eine neue Corona-Welle den Fortschritt zunichte zu machen.

Washington (dpa) - Nach den Lockerungen der Corona-Beschränkungen in
den USA rechnen Analysten mit einer Verbesserung der Lage am
Arbeitsmarkt. Die Arbeitslosenquote soll demnach von 13,3 Prozent im
Mai auf etwa 12,5 Prozent für den Monat Juni absinken. Damit wäre sie
immer noch neun Prozentpunkte höher als im Februar, bevor wegen der
Coronavirus-Pandemie Geschäfte, Restaurants und Firmen geschlossen
wurden und Millionen ihre Jobs verloren. Die Regierung wird die neuen
Arbeitsmarktdaten am Donnerstag (14.30 Uhr MESZ) bekanntgeben.

Die Corona-Pandemie hat die US-Wirtschaft empfindlich getroffen. Mehr
als 45 Millionen Menschen verloren seit Mitte März mindestens
zeitweise ihren Job - so viele wie nie zuvor in solch kurzer Zeit. Im
April war die Arbeitslosenquote auf 14,7 gestiegen, der höchste Wert
seit Jahrzehnten. Infolge der allmählichen Lockerung der
Ausgangsbeschränkungen gingen die Zahlen der Neuanträge auf
Arbeitslosenhilfe zurück. Zuletzt bezogen rund 20 Millionen Menschen
reguläres Arbeitslosengeld.

Der Optimismus über die Verbesserung der Lage am Arbeitsmarkt wurde
jedoch von einer erneuten Zuspitzung der Pandemie überschattet. Die
US-Behörden meldeten seit vergangener Woche jeden Tag rund 40 000
Neuinfektionen, vor allem aus den südlichen Bundesstaaten Florida,
Texas, Arizona und Kalifornien. Lockerungen wie die Öffnung von Bars
wurden als Konsequenz wieder rückgängig gemacht oder aufgeschoben.
Unternehmen wie Apple schlossen vielerorts wieder ihre Läden.

Die Arbeitslosenquote für Juni beruht auf Daten, die bis Mitte des
Monats erhoben wurden. Die neue Zuspitzung der Pandemie wird sich
daher noch nicht in den Arbeitsmarktdaten widerspiegeln.

Die weitere wirtschaftliche Entwicklung - und damit auch jene am
Arbeitsmarkt - schien weiter sehr ungewiss. Notenbankchef Jerome
Powell hatte am Dienstag im Kongress gewarnt: «Der Weg nach vorne ist
außergewöhnlich unsicher und wird zu einem großen Teil von unserem
Erfolg bei der Eindämmung des Virus abhängen.»

Viele Analysten rechnen damit, dass die Arbeitslosenquote auch Ende
2020 noch bei oder knapp unter zehn Prozent liegen dürfte. Sie
erwarten zudem, dass die Quote im Verlauf des kommenden Jahres noch
deutlich höher sein wird als vor der Pandemie.

Die Arbeitslosenquote in der größten Volkswirtschaft der Welt hatte
im Februar noch bei 3,5 Prozent gelegen, dem niedrigsten Stand seit
Jahrzehnten. US-Präsident Donald Trump, der sich im November um eine
zweite Amtszeit bewirbt, hofft auf eine rasche und nachhaltige
Erholung der Wirtschaft im zweiten Halbjahr. Die meisten Analysten -
und auch die Notenbank - halten das aber für unrealistisch.

Seit Beginn der Pandemie wurden in den USA Daten der Universität
Johns Hopkins zufolge rund 2,7 Millionen bestätigte Infektionen
gemeldet. Rund 128 000 Menschen starben nach einer Ansteckung mit dem
Erreger Sars-CoV-2, der die Lungenkrankheit Covid-19 auslösen kann.