Rauchen bei jungen Leuten unbeliebt wie nie - bleibt das so? Von Sascha Meyer, dpa

Den Trend gibt es schon seit einiger Zeit: Zigaretten locken immer
weniger junge Leute. Entwarnung geben Gesundheitsexperten aber nicht
und bauen auf neue Werbeverbote. Sorgen gibt es auch bei Cannabis.

Berlin (dpa) - Rauchen ist bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen in
Deutschland nach neuen Daten so unbeliebt wie nie - aber bleibt das
so? Unter den 12- bis 17-Jährigen sagen noch 5,6 Prozent von sich,
ständig oder gelegentlich zu rauchen, wie eine am Mittwoch in Berlin
vorgelegte Umfrage der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung
(BZgA) ergab. Unter den 18- bis 25-Jährigen sind demnach jetzt noch
21,2 Prozent Raucher - ebenfalls ein historischer Tiefstand. Die
Bundesdrogenbeauftragte Daniela Ludwig (CSU) sprach von «erfreulichen
Zahlen». Weitere Werbeverbote, die der Bundestag an diesem Donnerstag
beschließen soll, seien aber wichtig, damit sie so niedrig bleiben.

Rauchen sei bei jungen Menschen zunehmend uncool, sagte BZgA-Leiterin
Heidrun Thaiss. Der Anteil der «Nie-Raucher» stieg nun auf den bisher
höchsten Wert: Nach eigenen Angaben noch kein Mal im Leben geraucht
haben 85,1 Prozent der 12- bis 17-Jährigen und 45,9 Prozent der 18-
bis 25-Jährigen. Die Entwicklung bei E-Produkten und Wasserpfeifen
sei genau zu beobachten - auch wenn aktuell keine weiteren Anstiege
beim Konsum zu sehen seien. Für die Studie wurden den Angaben zufolge
7000 Menschen von 12 bis 25 Jahren zwischen April und Juni 2019
befragt. Die Umfragereihe läuft seit 1973 in regelmäßigen Abständen
.

Um vor allem junge Leute vor Risiken zu schützen, will die große
Koalition am Donnerstag ein schrittweises Verbot der Plakatwerbung
fürs Rauchen durchs Parlament bringen. Wirksam werden soll es ab
2022. Ins Visier kommen auch Elektro-Zigaretten. Auch Kinowerbung und
Marketingaktionen sollen beschränkt werden. Es sei wichtig, dass
Deutschland jetzt als letztes europäisches Land ein Außenwerbeverbot
beschließe, das auch E-Produkte umfasse, sagte Ludwig. «Werbung wird
gemacht, um Konsum anzureizen. Wer das Gegenteil behauptet, lügt.»
BZgA-Leiterin Thaiss sagte: «Prävention ist immer Schwimmen gegen den
Strom.» Niedrige Zahlen hießen nicht, dass man sich ausruhen könne.

Sorgen gelten demnach weiterhin einem verbreiteten Alkoholtrinken bis
zum Rausch unter jungen Leuten - und Konsum-Anstiegen bei Cannabis.
Laut Studie haben dies 10,4 Prozent der 12- bis 17-Jährigen und 46,4
Prozent der 18- bis 25-Jährigen schon einmal ausprobiert. «Cannabis
ist die mit Abstand am meisten konsumierte illegale Substanz», sagte
Thaiss. Dies sei besonders bedenklich, da der Konsum im Jugendalter
mit besonderen Risiken für den wachsenden Organismus verbunden sei.
Je häufiger und früher gekifft werde, desto höher seien Risiken für

Hirnschäden, Lernschwächen und depressive Phasen, erklärte Ludwig.

Die Drogenbeauftragte warnte davor, mit Debatten über eine Freigabe
von Cannabis den Eindruck zu erwecken, man spreche über einen eher
harmlosen Stoff. «Nur weil Alkohol gefährlich ist - unbestritten -
ist Cannabis kein Brokkoli.» Sie habe keine Veranlassung, die Debatte
über eine Legalisierung zu vertiefen. «Wir haben zwei Volksdrogen,
ich brauche keine dritte», sagte Ludwig mit Blick auf Alkohol und
Tabak.

Angesichts der Corona-Krise verwies die CSU-Politikerin auch auf die
besonders schwierige Lage von Kindern in Familien mit Suchtproblemen,
in denen es meist um Alkohol geht. Hier sei wegen der Schließungen
von Schulen und Kitas ein Stück gesellschaftliche Kontrolle
abhandengekommen. «Wenn Kinder Eltern in Suchtsituationen erleben
müssen, hinterlässt das tiefe Wunden.» Neben der Arbeit von
Kinderärzten und Jugendämtern komme es auf alle an, bei Problemen
nicht wegzuschauen.