Erste Hoffnungsschimmer am Arbeitsmarkt - Kurzarbeit bleibt

Kurzarbeit statt Entlassungen: Viele Thüringer Unternehmen versuchen,
in der Corona-Krise ihre Stammbelegschaft zu halten.
Arbeitsmarktexperten sehen eine leichte Erholung am Arbeitsmarkt - ob
sie von Dauer ist?

Erfurt (dpa/th) - Nach dem dramatischen Einbruch durch die
Corona-Krise stabilisiert sich Thüringens Arbeitsmarkt wieder. Im
Juni stieg die Zahl der Arbeitslosen nur noch um etwa 100, wie die
Landesarbeitsagentur am Mittwoch mitteilte. Damit sind derzeit 70 600
Frauen und Männer ohne feste Anstellung - immerhin 13 800 mehr als im
Juni 2019. Die Arbeitslosenquote in Thüringen verharrte bei 6,3
Prozent.

Thüringen liegt damit im Bundestrend mit einer Arbeitslosenquote von
6,2 Prozent aber besser als der Durchschnitt in Ostdeutschland mit
7,7 Prozent. Die Arbeitsmarktexperten sehen eine erste Erholung von
den Folgen der Coronavirus-Pandemie, die mit einem Konjunktureinbruch
verbunden ist. «Wir spüren ein Wiederhochfahren der Wirtschaft»,
sagte der Geschäftsführer der Landesarbeitsagentur, Markus Behrens.
«Die Krise bleibt jedoch präsent.»

Den durch die Corona-Pandemie bedingten Anstieg der Arbeitslosigkeit
im Zeitraum von März bis Juni bezifferte die Landesarbeitsagentur auf
15 600 Arbeitslose. Im Sommer rechnen die Arbeitsmarktexperten
nochmals mit einem leichten Anstieg der Arbeitslosigkeit - auch, weil
in den Ferien traditionell weniger eingestellt wird. Im Herbst soll
es jedoch nach den Prognosen eine Erholung geben.

Immerhin wird wieder mehr eingestellt: 3600 Arbeitslose fanden im
Juni eine Beschäftigung auf dem ersten Arbeitsmarkt, das waren 300
mehr als im Vormonat. Die Zahl der gemeldeten offenen Stellen stieg
auf knapp 4000 - 800 mehr als im Mai.

Nach den Angaben der Landesarbeitsagentur ging auch die Zahl der
Meldungen auf Kurzarbeit zurück. Im Juni kündigten 500 Firmen für
7200 Beschäftigte Kurzarbeit an. Das sei deutlich weniger als beim
«historischen Hoch» der Kurzarbeitsmeldungen in den vergangenen
Monaten. Von März bis Mai gingen bei den Arbeitsagenturen in
Thüringen 26 600 Anzeigen auf Kurzarbeit ein, die 304 700
Beschäftigte betrafen.

«Kurzarbeit ist damit nach wie vor das Instrument der Stunde», sagte
Behrens. Viele Unternehmen nutzten sie, um ihre Stammbelegschaften zu
halten, so der Geschäftsführer der Landesarbeitsagentur. Ähnlich
äußerten sich die Geschäftsführerin der Industrie- und Handelskamme
r
Erfurt, Cornelia Haase-Lerch, und der Geschäftsführer des Thüringer
Arbeitgeberverbandes, Stephan Fauth. Nach einer Umfrage der Kammer
unter rund 400 Betrieben wollen 59 Prozent der Unternehmen die Zahl
ihrer Mitarbeiter trotz schwieriger Geschäftslage weitgehend konstant
halten. «Es ist abzuwarten wie die Maßnahmen aus dem Konjunkturpaket
wirken und den Arbeitsmarkt beeinflussen», sagte Haase-Lerch.

Arbeitsministerin Heike Werner (Linke) erklärte, die Zahlen zeigten,
dass Thüringen eine Chance habe, «die Krise in überschaubarer Zeit zu

überwinden». Dafür müsse jetzt klug investiert - auch mit Hilfe der

Konjunkturprogramme.