Regierung beschließt weitere Lockerungen der Corona-Beschränkungen

Grillen, Feiern, Wandern - das alles geht in Mecklenburg-Vorpommern
bald wieder im größeren Freundeskreis. Die bisher geltende Obergrenze
von zehn Personen fällt zum 10. Juli. Dann werden auch die ersten
Tagestouristen wieder im Land erwartet.

Schwerin (dpa/mv) - Mecklenburg-Vorpommern öffnet sich weiter für
Touristen und stellt Weichen für spürbar weniger
Corona-Restriktionen. Wie Ministerpräsidentin Manuela Schwesig
(SPD) am Dienstag nach einer sechsstündigen Kabinettsklausur in
Schwerin mitteilte, fallen zum 10. Juli die Kontaktbeschränkungen im
öffentlichen Raum weg. Zu Veranstaltungen und Familienfeiern dürfen
mehr Gäste kommen und Gaststätten können länger öffnen. Sport ist
von
Ende kommender Woche an wieder mit Zuschauern möglich und Flohmärkte
können auch wieder stattfinden. Mit der Öffnung für Busreisegruppen
steigt Mecklenburg-Vorpommern wieder in den Tagestourismus ein.

«Weil wir weiterhin geringe Infektionen haben, mal eine, mal zwei pro
Tag, können wir es sehr gut vertreten, dass wir weiter lockern»,
sagte Schwesig, warnte zugleich aber vor Sorglosigkeit: «Das
Coronavirus ist nicht weg!» Deshalb bleibe bis auf weiteres auch die
Maskenpflicht im Handel, im Nahverkehr oder bei Arztbesuchen
bestehen. Über einen Verzicht auf diese strenge Vorgabe in einzelnen
Bereichen des Handels werde eine spezielle Arbeitsgruppe beraten.

PERSÖNLICHE KONTAKTE 

Die Menschen in Mecklenburg-Vorpommern können sich vom 10. Juli an
wieder in unbegrenzter Zahl mit anderen in der Öffentlichkeit
treffen. Die Obergrenze von zehn Personen entfällt. Allerdings bleibt
das Abstandsgebot zwischen Menschen bestehen, die nicht zur eigenen
Familie gehören. Das Tragen eines Mundschutzes bei solchen Treffen
wird empfohlen.

VERANSTALTUNGEN UND FEIERN 

Zu Veranstaltungen in Räumen dürfen künftig 200 statt wie bisher 100

Personen kommen. Auf Antrag und bei schlüssigem Hygienekonzept kann
auch eine Ausnahme für bis zu 400 Teilnehmer erteilt werden. Für
Veranstaltungen im Freien wird die Obergrenze von 300 auf 500
Personen angehoben, in Ausnahmefällen auf bis zu 1000. Bei
Familienfeiern darf wieder getanzt werden. Laut Schwesig sind auch
größere Einschulungsfeiern möglich, wenn die räumlichen Möglichke
iten
ausreichen, die Abstandsregeln zu befolgen. Gemeinschaftsräume von
Kommunen oder Vereinen dürfen wieder für Feiern vermietet werden.
Messen sind in kleineren Umfang wieder möglich, Volksfeste aber
weiterhin nicht erlaubt.

GASTSTÄTTEN und HOTELS 

Gaststätten dürfen ab 10. Juli bis 2.00 Uhr öffnen. Bislang galt
23.00 Uhr als Sperrstunde. Für Familienfeiern entfallen zeitliche
Beschränkungen. In Hotels dürfen wieder Frühstücksbuffets aufgebaut

werden, an denen sich die Gäste selbst bedienen. Bars, Clubs und
Diskotheken bleiben vorerst geschlossen.

TOURISMUS

Als erste Tagestouristen dürfen Busreisegruppen wieder nach
Mecklenburg-Vorpommern kommen. In den Bussen können alle Plätze
besetzt sein. Wie Wirtschaftsminister Harry Glawe (CDU) betonte, ist
dies ein nächster Schritt zur Normalisierung in der für das Land so
wichtigen Branche. «Dies ist ein sanfter Einstieg in den
Tagestourismus und wir werden genau beobachten, wie sich das auf das
Infektionsgeschehen auswirkt», sagte Glawe. Die Behörden wollen im
Fall von Corona-Infektionen wissen, wer im Land gewesen ist, um
Infektionsketten nachzuvollziehen. Busreise-Unternehmen haben die
Daten ihrer Gäste. Individueller Tagestourismus mit Bahn oder Auto
bleibt zunächst untersagt. Urlauber aus anderen Bundesländern, die in
Mecklenburg-Vorpommern übernachten, dürfen sich bereits seit dem 25.
Mai wieder im Nordosten erholen.

SCHULE und KINDERBETREUUNG 

Mit Beginn des neuen Schuljahres Anfang August sollen Schulen und
Kitas wieder auf Regelbetrieb umstellen - allerdings unter
Pandemiebedingungen. In den Kindergärten werde auch wieder die
Betreuung in offenen Gruppen möglich sein, sagte Sozialministerin
Stefanie Drese (SPD). Die Hortbetreuung werde sichergestellt. Lehrer
und Erzieher erhalten von der letzten Ferienwoche an bis in den
Herbst hinein die Möglichkeit, sich auf das Coronavirus testen zu
lassen. Zudem soll es Modellverfahren geben, bei denen jeweils
Schüler und Lehrer einer Schule getestet werden, um Rückschlüsse auf

das Infektionsgeschehen ziehen zu können.

SPORT und FREIZEIT 

Zu Sportwettbewerben sind wieder Zuschauer zugelassen. In Hallen
dürfen es maximal 200, im Freien bis zu 500 Besucher sein. Auch
Indoorspielplätze dürfen ab 10. Juli wieder öffnen.

Ziel aller Maßnahmen sei es, schrittweise wieder zu mehr Normalität
im Alltag zurückzukehren, gleichzeitig aber die Ansteckungsgefahr für
Einheimische und Gäste auf ein Minimum zu begrenzen, begründete
Schwesig den Kurs ihrer Regierung. In zwei Wochen werde dann über
weitere Lockerungen entschieden. Dann gehe es erneut um die
Maskenpflicht im Handel, die Öffnung von Bars und die nächsten
Schritte bei der Öffnung des Landes für Tagestouristen.

Mecklenburg-Vorpommern hatte von Anfang an die niedrigsten
Infektionszahlen mit dem neuartigen Coronavirus bundesweit. Mit rund
50 Fällen je 100 000 Einwohner seit Beginn der Pandemie ist die Quote
aktuell fast sechs Mal niedriger als etwa in Hamburg (283). Am
Dienstag wurde im Nordosten eine neue Infektion mit dem Coronavirus
registriert. Damit stieg die Zahl der Infektionsfälle auf 803 (Stand
15.10 Uhr), wie das Landesamt für Gesundheit und Soziales mitteilte.
767 der Infizierten gelten - ohne Berücksichtigung der Dunkelziffer -
als genesen. Die Zahl der im Nordosten bislang im Zusammenhang mit
einer Covid-19-Erkrankung gestorbenen Menschen blieb bei 20.