Trotz Corona: Deutsche Firmen in Russland wollen investieren

Berlin/Moskau (dpa) - Trotz Corona-Krise und Sanktionen will knapp
ein Drittel der deutschen Unternehmen in Russland einer Umfrage
zufolge seine Geschäfte ausweiten. Die Mehrheit der knapp
120 befragten Firmen gab an, von dem wochenlangen Lockdown wegen der
Corona-Pandemie nur wenig oder durchschnittlich betroffen gewesen zu
sein. Das ging aus der am Dienstag veröffentlichten Auswertung der
deutsch-russischen Auslandshandelskammer (AHK) hervor. Im vergangenen
Jahr waren die Direktinvestitionen deutscher Unternehmen in Russland
deutlich eingebrochen.

Als störend bei der Arbeit in Russland nannten die befragten
Unternehmen unter anderem die eingetrübte Konjunktur und hohen
bürokratischen Aufwand. AHK-Chef Matthias Schepp sprach von
«systemischen Krankheiten» in Russland, darunter auch Korruption und
Vetternwirtschaft. Zu schaffen machten vielen deutschen Firmen zudem
die US-Sanktionen gegen die Ostseepipeline Nord Stream 2 sowie die
gerade um sechs Monate verlängerten EU-Sanktionen gegen Russland im
Zuge des Ukraine-Konflikts.

«Es gibt hier nicht kurzfristig Anlass zur Hoffnung», sagte
AHK-Präsident Rainer Seele mit Blick auf die Sanktionen. Im
Ukraine-Konflikt gebe es keine großen Fortschritte. Zunehmend spürbar
ist nach Angaben der deutschen Wirtschaft in Russland auch der
Konkurrenzdruck chinesischer Unternehmen auf dem Markt.

«Unsere Firmen verdienen im größten Flächenstaat der Erde nach wie

vor gutes Geld», sagte Schepp. Russland sei trotz Problemen einer der
attraktivsten Orte weltweit für Investitionen. Das Land zeichne sich
im Vergleich zu anderen Weltregionen durch eine hohe Stabilität und
Berechenbarkeit aus. Als Garant für Stabilität sieht sich vor allem
Kremlchef Wladimir Putin. Im Zuge einer Verfassungsänderung lässt er
gerade seine Macht ausbauen: Er kann damit noch weitere 16 Jahre im
Amt bleiben.