Nach Misshandlungsvorwürfen in Heim fordert Pflegekammer Meldestelle

Celle (dpa/lni) - Nach mutmaßlichen Misshandlungen in einem
Pflegeheim in Celle hat die Pflegekammer Niedersachsen Veränderungen
für die Branche gefordert. «Wenn wir verhindern wollen, dass es so
weitergeht, müssen wir endlich handeln», sagte die Präsidentin Nadya

Klarmann. Es brauche eine bessere Kontrolle der Heime und eine neue
Anlaufstelle für Menschen, die Missstände bemerken. «Viele
Angehörige, aber auch Pflegende wissen oft nicht, an wen sie sich
vertrauensvoll wenden können, wenn ihnen Missstände bekannt werden»,

sagte sie. Es brauche eine neutrale Stelle, die Hinweisen in
Zusammenarbeit mit der Heimaufsicht und dem medizinischen Dienst der
Krankenversicherung nachgeht.

Nach einem Bericht der «Süddeutschen Zeitung» wurde in dem Heim zum
Beispiel ein Mann mit einer Decke im Bett so festgebunden, dass er
sich kaum bewegen konnte. Die Geschäftsführerin der Pflegeheime Muus
GmbH, Claudia Muus, zeigte sich «entsetzt über die erkennbaren
Missstände», über die sie am 11. Mai informiert worden sei. Sie
sprach von einem «nicht akzeptablen Umgang von Pflegepersonal mit
Heimbewohnern». Muus hat Strafanzeige gegen drei Mitarbeiter gestellt
und diese entlassen. Ein unabhängiger Pflegesachverständiger soll das
Heim analysieren, um mögliche weitere Missstände auszuschließen.

«Solche Missstände sind nicht zu akzeptieren», sagte
Pflegekammer-Präsidentin Klarmann, die darauf hinwies, dass
Fachkräfte grundsätzlich unter oft widrigen Bedingungen hervorragende
Arbeit leisten. «Die Rahmenbedingungen unter denen die
Pflegefachpersonen ihren Beruf ausüben, sind teilweise unhaltbar»,
sagte sie mit Blick etwa auf den Personalmangel, die hohe psychische
Belastung und die geringe Bezahlung.