Gesundheitsministerin gegen Corona-Tests für alle in Brandenburg

In Bayern sollen alle Menschen mit Massentests auf das Coronavirus
geprüft werden. Das stößt in Brandenburg auf Kritik, wo
Stichprobentests für besonders gefährdetes Personal geplant sind.

Potsdam (dpa/bb) - Brandenburgs Gesundheitsministerin Ursula
Nonnemacher (Grüne) hält Corona-Tests für alle wie in Bayern nicht
für sinnvoll. Solche massenhaften Testungen seien zu unkonkret und
allgemein gehalten, sagte sie am Montag nach Angaben ihres
Ministeriums. Flächendeckende Tests ohne konkreten Anlass wie bei
einem Hotspot seien Momentaufnahmen und schützten nicht vor neuen
Ausbrüchen.

Bayern plant Corona-Massentests. Ministerpräsident Markus Söder (CSU)
sieht nach eigenen Worten darin neben dem Abstandhalten die einzige
ernsthafte Chance, Infektionsketten zu unterbrechen. Nonnemacher
schätzt hingegen die Corona-Tests nicht als ein zuverlässiges
Instrument zum Ausschluss einer Infektion ein. Diese könnten negativ
ausfallen, obwohl jemand das Virus bereits habe, erklärte die
Grünen-Politikerin und Ärztin. Darum verfolge Brandenburg die
Strategie, besonders gefährdete Beschäftigungsgruppen zu testen sowie
Stichproben in Kitas, Schulen und Pflegeeinrichtungen zu machen.

In Brandenburg sollen sich Lehrer und Erzieher nach den Sommerferien
ab 10. August für drei Monate alle zwei Wochen testen lassen können.
Außerdem ist geplant, dass ein Prozent aller Schüler und Kita-Kinder
in Stichproben drei Monate lang alle 14 Tage untersucht werden; in
Pflegeheimen soll dies für ein Prozent der Mitarbeiter und Bewohner
im gleichen Rhythmus gelten. Wann genau die Tests in den Pflegeheimen
beginnen, ist nach Angaben des Ministeriums noch unklar.

Nach dem Corona-Ausbruch beim Fleischverarbeiter Tönnies bleibt das
öffentliche Leben im Kreis Gütersloh in Nordrhein-Westfalen für eine

weitere Woche bis 7. Juli eingeschränkt. Der Ausbruch führte dazu,
dass sich Bund und Länder am Freitag auf Einschränkungen für Reisende

aus Corona-Hotspots einigten. Seit Samstag dürfen keine Reisenden aus
Gebieten mit vielen neuen Corona-Infektionen mehr nach Brandenburg
kommen. Das gilt nicht für Gäste, die schon im Land sind und für
diejenigen mit einem negativen, ärztlich attestierten Corona-Test,
der höchstens 48 Stunden vor Anreise gemacht wurde.

Dabei schert Thüringen aus. Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar
Woidke (SPD), amtierender Bundesratspräsident, hatte immer wieder auf
ein möglichst einheitliches Vorgehen der Länder gedrungen und vor
einem Abweichen von dem gemeinsamen Kurs gewarnt. Am Wochenende
beschwor Woidke im RBB noch einmal die Gefahr, das öffentliche Leben
wegen der Corona-Pandemie erneut herunterfahren zu müssen. In
Brandenburg kamen von Sonntag auf Montag vorerst keine neuen
bestätigten Corona-Infektionen hinzu.