Rossendorf mit neuer Produktionsanlage für radioaktive Arzneimittel Von Christiane Raatz, dpa

Ein neues Medikament der Pharma-Firma Rotop aus Dresden-Rossendorf
soll Medizinern helfen, Parkinson-Erkrankungen früher zu erkennen.
Beteiligt sind auch die Forscher vom Helmholtz-Zentrum.

Dresden (dpa/sn) - Auf der kleinen unscheinbaren Flasche prangt
deutlich sichtbar ein gelb-schwarzes Etikett - mit dem Warnzeichen
für radioaktive Stoffe. Jens Junker, Geschäftsführer des
Pharma-Unternehmens Rotop Pharmaka, nimmt das leere Fläschchen zu
Demonstrationszwecken in die Hand. Dann steckt er es zurück in den
kleinen Bleibehälter, in dem das radioaktive Arzneimittel innerhalb
von 24 Stunden zum Patienten geliefert werden muss.

Junker sprach am Montag von einem «großen Meilenstein». Das
Unternehmen hat am Standort Dresden-Rossendorf eine neue Anlage für
die Produktion des schwach radioaktiven Arzneimittels in Betrieb
genommen. Es soll Medizinern eine sicherere und frühe Diagnose von
Morbus Parkinson ermöglichen.

Nach dem Hochfahren der Routine-Produktion und letzten
Zulassungsformalitäten soll das sogenannte Radiopharmakon dann
spätestens ab September nach Deutschland und Österreich ausgeliefert
werden, später nach ganz Europa. Die Basis für das Medikament - eine
hochkonzentrierte jodhaltige radioaktive Lösung - wird vom
Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf (HZDR) geliefert.

Radiopharmaka sind schwach radioaktive Arzneimittel, die in der
Nuklearmedizin bei der Diagnostik und Therapie von zahlreichen
Krankheiten - etwa Schilddrüsenerkrankungen oder Krebs - zum Einsatz
kommen. Sie werden dem Patienten in der Regel gespritzt und geben
dann im Körper für eine kurze Zeit Strahlung ab, die außerhalb des
Körpers messbar ist.

Damit könnten frühzeitig Krankheiten erkannt werden, erklärt Jörg
Kotzerke, Direktor der Klinik für Nuklearmedizin an der Dresdner
Uniklinik. Rund 1,5 Millionen Untersuchungen würden jedes Jahr in
Deutschland in der Nuklearmedizin vorgenommen, hieß es.

In den vergangenen vier Jahren hat Rotop Pharmaka nach eigenen
Angaben rund neun Millionen Euro in die Entwicklung des Arzneimittels
und in eine neue Produktionsanlage auf dem Campus in
Dresden-Rossendorf gesteckt. Der Freistaat unterstützt die
Finanzierung über die Sächsische Beteiligungsgesellschaft (MBG).

Das Familienunternehmer beschäftigt nach eigenen Angaben rund 100
Mitarbeiter; 14 Arbeitsplätze wurden jetzt zusätzlich für die Rotop
Radiopharmacy geschaffen. Die neue Produktionsstätte trage dazu bei,
den Medizin- und Wissenschaftsstandort Sachsen gerade auf dem Gebiet
der Anwendung der Radioaktivität zu stärken, sagt der Minister für
Regionalentwicklung, Thomas Schmidt (CDU).

Die Herstellung des Medikaments ist laut Geschäftsführer Junker sehr
anspruchsvoll, denn neben den ohnehin strengen Anforderungen an die
Herstellung von Arzneimitteln komme noch der Strahlenschutz hinzu.
Geplant ist am Standort Dresden-Rossendorf auch die Produktion
weiterer radioaktiver Arzneimitteln.

Die Corona-Krise habe gezeigt, dass die regionale
Versorgungssicherheit an Bedeutung gewinne, erklärt Junker. Während
andere Pharmaunternehmen ihre Grundstoffe aus Asien bezögen, setze
Rotop zum Großteil auf Eigenproduktion. Dafür wurden in den
vergangenen Jahren etwa die Labore vor Ort vergrößert. Das
Unternehmen zählt zu den großen Pharma-Firmen in Sachsen und
beliefert weltweit Kunden mit Radiopharmaka.