Johnson will Wirtschaft mit Infrastrukturprogramm ankurbeln

London (dpa) - Der britische Premierminister Boris Johnson will die
von der Corona-Pandemie gebeutelte Wirtschaft in seinem Land mit
einem großen Investitionspaket wieder in Schwung bringen. Das
kündigte der konservative Politiker am Montag in einem Interview bei
dem neuen Radiosender «Times Radio» an.

Unter anderem soll eine Milliarde Pfund (rund 1,1 Mrd Euro) in den
kommenden zehn Jahren in den Bau und die Sanierung von Schulen
fließen. Neben Investitionen in Bildungseinrichtungen nannte Johnson
auch die weitere Infrastruktur und den Bereich Technologie. Mehr
Details wollte Johnson am Dienstag bei einer Rede vorstellen. Er
verglich die Maßnahme mit der «New Deal»-Politik des früheren
US-Präsidenten Franklin D. Roosevelt nach der Weltwirtschaftskrise im
frühen 20. Jahrhundert. Der Sparpolitik der vergangenen Jahre
erteilte er eine klare Absage.

Die Coronakrise hat der britischen Wirtschaft einen erheblichen
Schock versetzt. Wie das Statistikamt ONS kürzlich mitteilte,
schrumpfte das Bruttoinlandsprodukt im April um 20 Prozent gemessen
am Vormonat. Es ist der größte Einbruch von Monat zu Monat, der
jemals verzeichnet wurde und drei Mal so groß wie in der Finanz- und
Wirtschaftskrise von 2008/9. Im Vergleich zu Februar war das
britische Bruttoinlandsprodukt im April sogar um ein Viertel kleiner.
Die Produktion brach in allen Bereichen ein.

Vergangene Woche hatte Johnson weitgehende Lockerungen der
Corona-Maßnahmen angekündigt, die vom 4. Juli an in Kraft treten
sollen. Noch am Montag sollte zudem eine Liste von Ländern
veröffentlicht werden, die von der umstrittenen Quarantänepflicht für

Reisende ausgenommen werden sollen. Deutschland ist Berichten zufolge
darunter. Großbritannien ist mit mehr als 43 500 Todesfällen bei
nachweislich mit dem Coronavirus infizierten Menschen das am
schwersten von der Pandemie betroffene Land Europas.