Entscheidung über regionale Einschränkungen in zwei NRW-Kreisen

Wie lange dauern die Einschränkungen in den Kreisen Gütersloh und
Warendorf noch an? Nachdem Warendorf bei einer wichtigen Marke im
grünen Bereich ist, schauen nun alle nach Gütersloh. Spätestens
Dienstag muss zum regionalen Lockdown eine Entscheidung fallen.

Gütersloh/Warendorf (dpa) - Kurz vor der Entscheidung über das
Auslaufen oder Verlängern des regionalen Lockdowns in zwei Kreisen
von Nordrhein-Westfalen gibt es Lichtblicke in der Region. Allerdings
liegt der besonders stark vom Corona-Ausbruch beim Fleischverarbeiter
Tönnies betroffene Kreis Gütersloh bei einer wichtigen Kennziffer in
der Pandemie-Bekämpfung noch zu hoch - trotz einer weiter sinkenden
Tendenz. Deshalb scheint bisher für den Kreis Gütersloh auch eine
Verlängerung des regionalen Lockdowns um einige wenige Tage nicht
ausgeschlossen zu sein. Im benachbarten Kreis Warendorf bewegt sich
die sogenannte Sieben Tage-Inzidenz hingegen schon seit Tagen
deutlich unter der entscheidenden Marke von 50, die in der Diskussion
um Schutzmaßnahmen sowie der Bundesländern eine Rolle spielt.

NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) hatte am Samstag
erklärt, dass nach der Auswertung von erwarteten weiteren Tausenden
Testergebnissen eine Entscheidung zu den Einschränkungen in der
Region getroffen werden solle. Die Entscheidung muss spätestens am
Dienstag fallen, weil der regionale Lockdown bis 30. Juni befristet
ist. Die erneuten Einschränkungen waren in den Kreisen Gütersloh und
Warendorf am Mittwoch in Kraft getreten. Betroffen sind rund 640 000
Einwohner. Im öffentlichen Raum dürfen nur noch zwei Menschen oder
Menschen aus einem Familien- oder Haushaltsverbund zusammentreffen.
Eine Reihe von Freizeitaktivitäten soll unterbleiben. Museen, Kinos,
Fitnessstudios und Hallenschwimmbäder müssen geschlossen bleiben.
Kitas ebenfalls. Vertreter der Kreise sprachen von einem «Lockdown
light», da Geschäfte und Restaurants weiter öffnen dürften.

Nach dem großen Corona-Ausbruch in einem Tönnies-Fleischbetrieb im
Kreis Gütersloh sehen die Behörden in NRW bisher keine Anzeichen
dafür, dass sich das Virus in größerem Umfang in der Bevölkerung
verbreitet hat. Der Kreis Gütersloh berichtete am Samstagabend, die
Zahl der nachweislich mit Sars-CoV-2 Infizierten, die keinen direkten
Bezug zur Tönnies-Belegschaft haben, sei zuletzt zwar merklich
angestiegen. Der Grund seien aber wohl vor allem die deutlich
umfangreicheren Tests. Viele der Infizierten zeigten keine Symptome.

Vom 21. bis 27. Juni sind demnach 107 Fälle in der übrigen
Bevölkerung des Kreises Gütersloh bekannt geworden. Das sind 32 mehr
als am Vortag berichtet. Ein gutes Zeichen sei, dass es kein Anstieg
der Erkrankten gebe, erläuterte der Kreis in einer Mitteilung vom
Sonntag. Laumann berichtete nach dem Besuch eines Testzentrums auf
einem ehemaligen Militärflugplatz in Gütersloh, dass bei rund 4100
Tests in der Allgemeinbevölkerung nur 9 Infektionen nachgewiesen
worden seien. Diese Zahlen beziehen sich laut dem Kreis auf die
Diagnosezentren.

Der Kreis Warendorf sieht nach dem Ausbruch bei Tönnies bisher keine
Anzeichen für eine Ausbreitung des Virus unter der übrigen
Bevölkerung, wie Landrat Olaf Gericke (CDU) am späten Samstagabend
erklärte. Nach Angaben des Kreises waren nur zwei der insgesamt 4491
Corona-Tests positiv, die bis Samstagnachmittag in den Testzentren
Oelde und Ahlen sowie bei Ärzten ausgewertet wurden. Unabhängig von
den freiwilligen Reihentests der Bevölkerung habe es Testungen in
Pflegeheimen, bei Erntehelfern und in Fleischbetrieben gegeben. «Über
7000 Ergebnisse davon liegen vor - alle waren negativ», hieß es.

Nach den jüngsten Daten des Robert Koch-Instituts (RKI) von Sonntag
ist die Kennziffer der Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner innerhalb
der vergangenen sieben Tage im Kreis Gütersloh auf 132,9 solcher
Fälle zurückgegangen. Zuvor lag die Sieben Tage-Inzidenz bei 164,2 am
Samstag und 177,7 am Freitag. Am Dienstag betrug der Wert laut
NRW-Gesundheitsministerium noch 270,2. Im benachbarten Kreis
Warendorf, in dem ebenfalls viele Mitarbeiter aus dem Tönnies-Werk
Rheda-Wiedenbrück wohnen, hat die Kennziffer der Neuinfektionen pro
100 000 Einwohner am Sonntag nach den RKI-Daten 21,2 betragen.

Mehr als 1500 Tönnies-Mitarbeiter waren nachweislich mit dem
Coronavirus infiziert. Das hatte umfangreiche Schutzmaßnahmen von
einer Quarantäne für Tausende Menschen bis hin zur Schließung von
Schulen und Kitas in der Region geführt. In den vergangenen Tagen gab
es in der Region einen großen Andrang auf die Corona-Testungen. Viele
Menschen, die in den Urlaub fahren wollen, standen stundenlang
Schlange, um ein Testergebnis wegen möglicher Vorgaben in einigen
deutschen Urlaubsregionen vorweisen zu können. Die Bundesländer
einigten sich auf ein einheitliches Vorgehen. Die Sommerferien
begannen im bevölkerungsreichsten Bundesland am Samstag.