Virologe Streeck fordert «Eingreiftruppe für Infektionskrankheiten»

Frankfurt (dpa) - Der Bonner Virologe Hendrik Streeck fordert
angesichts der Corona-Pandemie schnelle Eingriffsmöglichkeiten bei
Infektionskrankheiten auf nationaler und internationaler Ebene. So
müsse etwa die Weltgesundheitsorganisation gestärkt werden, sagte
Streeck in einem Interview der «Frankfurter Allgemeinen
Sonntagszeitung». Seiner Meinung nach sollte es «ein Emergency
Response Team der WHO» geben. «Eine Einheit, die weltweit Infektionen
eindämmen kann.»

Auch für Deutschland wünscht er sich «eine Eingreiftruppe für
Infektionskrankheiten.» Diese solle ein Verband sein, der national
agiere, «nicht ausschließlich auf der Ebene der Länder». Für sinn
voll
hält er, einen solchen Verband «beim Robert-Koch-Institut
anzudocken». Dieser solle eigenes Eingreifpersonal haben und auch auf
das Technische Hilfswerk zurückgreifen können. Bei der
Pandemie-Bekämpfung in Deutschland hatte es immer wieder Diskussionen
um ein bundeseinheitliches Vorgehen gegeben. Alleingänge einzelner
Länder, etwa bei Lockerungen der Schutzmaßnahmen, waren wiederholt in
die Kritik geraten.

Der Virologe warnte zugleich vor weiteren und möglicherweise noch
gefährlicheren Pandemien in der Zukunft. «Das kann passieren», sagte

Streeck. Auch ein bekanntes Virus könne sich verändern und aggressiv
werden, wie die Spanische Grippe vor hundert Jahren. «Oder die
Aedes-Mücke wird durch den Klimawandel bei uns heimisch, und wir
bekommen es mit Dengue-Fieber zu tun.»