Menschenrechtler: Turkmenistan verheimlicht Corona-Epidemie

Aschgabat (dpa) - In der Corona-Pandemie verheimlicht die
zentralasiatische Republik Turkmenistan Menschenrechtlern und
Diplomaten zufolge weiter die Ausbreitung des gefährlichen Virus. Die
Regierung in dem autoritär geführten Staat an der Grenze zum Iran
gefährde mit ihrem Schweigen Menschenleben, teilte die Organisation
Human Rights Watch (HRW) am Samstag mit. Nach offiziellen Angaben
gibt es in der Ex-Sowjetrepublik, die ähnlich abgeschottet ist wie
Nordkorea, keinen einzigen Fall der Lungenkrankheit Covid-19. HRW
listet aber zahlreiche Quellen auf, die das Gegenteil belegen,
darunter auch mehrere Todesfälle von Ärzten.

Die deutsche Botschaft in der turkmenischen Hauptstadt Aschgabat
(auch Aschchabat) hat ihren Betrieb wegen Covid-19 nach Darstellung
ihrer Internetseite bereits seit April eingeschränkt. Die
US-Botschaft dort berichtet auf ihrer Webseite über das
Infektionsgeschehen. Das turkmenische Außenministerium wiederum warf
den US-Diplomaten vor, Falschnachrichten zu verbreiten. Unabhängige
Medien gibt es in dem Land am Kaspischen Meer nicht.

HRW fordert die «repressive Regierung» in Aschgabat dazu auf, endlich
den Experten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) den Zugang zu
ermöglichen. Die WHO versucht demnach seit April, in das Land zu
kommen.

In den anderen zentralasiatischen Ex-Sowjetrepubliken Kasachstan,
Usbekistan, Kirgistan und Tadschikistan gibt es jeweils Tausende
Infizierte. Die Gesamtzahl der Corona-Fälle stieg in den vier Ländern
am Samstag um 1196 auf 38 069. Die Zahl der Toten wurde mit
268 angegeben. In der Region wird insgesamt vergleichsweise wenig auf
das Coronavirus getestet.

In Kasachstan ist auch Ex-Präsident Nursultan Nasarbajew erkrankt.
Der 79-Jährige hat immer noch eine Vielzahl an Ämtern inne, die ihm
großen Einfluss sichern. In Kirgistan haben sich 17 Mitarbeiter der
Präsidialverwaltung nach offiziellen Angaben vom Samstag mit
Sars-CoV-2 angesteckt.