) Britischer Gesundheitsminister droht mit Schließung von Stränden

London/Bournemouth (dpa) - Der britische Gesundheitsminister Matt
Hancock hat wegen Missachtung von Corona-Vorschriften mit der
Schließung von Stränden gedroht. «Das Letzte, was die Leute wollen,
ist, dass das Virus wiederkommt», sagte Hancock dem Sender TalkRadio.
Die Vorschriften zur sozialen Distanz müssten eingehalten und eine
zweite Pandemie-Welle verhindert werden. Sollten die Fallzahlen
wieder steigen, dann werde die Regierung handeln. «Wir dürfen nicht
rückwärts gehen. (...) Wir müssen diese Krankheit stoppen.»

Großbritannien ist am schlimmsten in Europa von der Corona-Krise
betroffen. Jeder Landesteil hat eigene Vorschriften im Kampf gegen
die Pandemie. Premier Boris Johnson hatte schon vor Wochen
Tagesausflüge in England erlaubt und war damit auf Kritik gestoßen.

Da das Wetter sich in Teilen des Landes verschlechtern soll,
rechneten die Behörden zum Wochenende mit einer Entspannung der Lage.
Am Donnerstag hatte es bei schönstem Sonnenschein riesige
Menschenansammlungen an der Südküste gegeben. Besonders betroffen war
der Badeort Bournemouth, der wegen seines breiten Strandes und der
viktorianischen Architektur beliebt ist.

Dort lösten die Behörden einen «ernsten Zwischenfall» aus, weil die

Lage nicht mehr zu beherrschen war. Das gibt den Einsatzkräften mehr
Rechte und Abstimmungsmöglichkeiten. Die Polizei und Anwohner klagten
über illegales Parken, Vermüllung, aggressives Verhalten der
Strandbesucher und Alkoholmissbrauch.

Nach einem Streit mussten drei junge Männer aus London am
Donnerstagabend mit Stichverletzungen ins Krankenhaus gebracht
werden. Die Verletzungen waren aber nicht lebensbedrohlich, wie die
Polizei am Freitag in Bournemouth mitteilte. Es werde ermittelt.

Viele Besucher reisten aus London und sogar aus Birmingham an und
mussten kurz vor Bournemouth bis zu zwei Stunden warten, bis sie mit
ihren Autos in die Stadt kamen. Auch die Züge waren überfüllt. Am
Strand wurden Dutzende Tonnen Müll hinterlassen. Ordnungskräfte und
Vertreter der Stadt sagten, dass sie beim Eingreifen bespuckt worden
seien. Es war der bisher heißeste Tag des Jahres im Land.

Auch anderenorts schenkten viele Briten dem Versammlungsverbot wenig
Beachtung: Tausende Menschen feierten am Donnerstagabend den Gewinn
der Fußballmeisterschaft des FC Liverpool, der von Jürgen Klopp
trainiert wird, am Anfield-Stadion. In London wurde die Polizei das
zweite Mal infolge beim Auflösen einer illegalen Straßen-Party
attackiert. Auch Wales meldete überfüllte Strände und eine
Massenschlägerei beim Küstendorf Ogmore-by-Sea mit Verletzten.