Pizarro, Götze & Co.: Die stillen Abschiede der Bundesliga Von Wilhelm Pischke, dpa

Das Ende dieser außergewöhnlichen Fußballsaison wird begleitet von
vielen stillen Abschieden. Einige Altgediente und einstige
Hochkaräter gehen. WM-Torschütze Götze, Oldie Claudio Pizarro und
Edeltechniker Coutinho - die Liga verliert einige Aushängeschilder.

Berlin (dpa) - Mehr als 20 Jahre ist es nun her, als der junge
Claudio Pizarro die Bundesliga-Bühne betrat. Nun ist für den
Publikumsliebling nach Jahrzehnten in der Bundesliga endgültig
Schluss. Pizarro reiht sich in eine illustre Riege altgedienter und
hochkarätiger Spieler ein, die nach diesem besonderen Fußballjahr
ohne Kulisse still und leise von der Bundesliga Abschied nehmen.

DER OLDIE: «Das ist das letzte Jahr, ganz sicher», hatte Pizarro vor
dem Bundesliga-Auftakt im Juli vergangenen Jahres gesagt. «Ich fühle
mich ganz gut, aber das ist genug jetzt.» Und nun hat die
Abschiedstournee des 41-Jährigen beim Heimspiel von Werder Bremen
gegen den 1. FC Köln tatsächlich ein Ende. Die Liga ist dann um den
ältesten Torschützen der Bundesligageschichte ärmer - und bei einem
Misserfolg auch um die Bremer selber, denen der Abstieg in die 2.
Liga droht. Obwohl es in dieser Saison bisher zu keinem Tor gereicht
hat, geht der Peruaner mit 197 Treffern als zweitbester ausländischer
Torschütze der Bundesliga hinter Robert Lewandowski. Ein
Abschiedsspiel für Pizarro soll es vermutlich im nächsten Jahr geben.

DER WM-HELD: Der Abgesang des WM-Finaltorschützen Mario Götze setzte
schon lange vor der diesjährigen Saison beim BVB ein: Im WM-Finale
2014 sagte Bundestrainer Jogi Löw noch zu Götze: «Jetzt zeig der
Welt, dass du besser als Messi bist.» Doch so gut wie der Argentinier
ist der hochveranlagte Götze nie geworden. Nach seinem Wechsel zu den
Bayern 2013 konnte der heute 28-Jährige selten die Erwartungen
erfüllen. Nach drei leidvollen Spielzeiten beim Rekordmeister kehrte
er 2016 zu den Schwarz-Gelben zurück. Eine Stoffwechselstörung
brachte ihn dort früh aus dem Tritt. Zuletzt passte Götze nicht mehr
ins System von Trainer Lucien Favre und wird auch gegen Hoffenheim
nicht im Kader stehen. Ende Mai verkündete BVB-Sportdirektor Michael
Zorc: «Wir sind in einer Situation, die für beide Seiten nicht
zufriedenstellend ist.» Wohin es für Götze geht, ist noch unklar.

DER EDELFUSS: «Das ist ein super Spieler, ein super Junge»,
beglückwünschte Jürgen Klopp 2019 die Bayern nach deren Leihe des
Edeltechnikers Philippe Coutinho vom FC Barcelona. Nun ist nach nur
einer Saison für den Brasilianer vermutlich Schluss beim
Rekordmeister. Coutinho ist zwar nach einer Operation am Fuß wieder
zurück bei der Mannschaft, spielte jedoch zuletzt in der Planung der
Münchner keine Rolle. Die Münchner werden die 120 Millionen Euro
teure Kaufoption wohl nicht ziehen.

DER MUSTERSCHÜLER: Einen leisen Abschied hat Timo Werner schon hinter
sich. Am Samstag zeigte er sich ein letztes Mal in der Leipziger Red
Bull Arena beim 0:2 gegen Borussia Dortmund vor leeren Rängen. Der
gefeierte Star, der 2016 für 14 Millionen Euro vom VfB Stuttgart nach
Leipzig kam, konnte bei RB seinen Marktwert seitdem fast
vervierfachen. Für etwa 54 Millionen Euro sicherte sich Chelsea für
die kommende Saison die Dienste des 24-jährigen Schwaben. «Er wird
uns stärker machen, hat ein riesiges Talent und eine fantastische
Saison gespielt. Sein Talent und seine Einstellung sind
herausragend», sagte der Coach des Londoner Clubs, Frank Lampard, vor
kurzem auf einer Pressekonferenz.

DER TORERO: Seine Jubelgeste brachte Mario Gomez einst den Spitznamen
«Torero» ein. Mittlerweile ist es um den einstigen Top-Stürmer
ruhiger geworden. Der 34-Jährige, der mit den Stuttgartern am
vergangenen Wochenende den Bundesliga-Aufstieg praktisch festzurrte,
fand sich zuletzt meist auf der Ersatzbank wieder. Dennoch blickt der
Stürmer auf eine beeindruckende Karriere zurück, gewann die Champions
League mit den Bayern, sowie drei Meisterschaften, davon eine mit dem
VfB Stuttgart. «Er hat eine außergewöhnliche Karriere als Spieler und

damit gehört er zu den Besten, die in der Bundesliga gespielt haben
auf seiner Position», sagte unlängst sein alter Trainer beim VfB,
Felix Magath. Nun soll der Ex-Nationalstürmer die Schwaben am
Saisonende verlassen. Ob Gomez seine Karriere beendet oder bei einem
anderen Club fortsetzt, steht noch nicht fest.

DER ROUTINIER: Seine letzte Saison hat auch Gladbachs technisch
versierter Raffael für die «Fohlen» gespielt. Der 35 Jahre alte
Offensivspieler erhält bei der Borussia nach sieben Jahren keinen
neuen Vertrag. «Wir werden den Vertrag mit Raffael nicht verlängern
»,
sagte Sportdirektor Max Eberl am Donnerstag und nannte dies «eine
sportliche Entscheidung». Raffael war nach einer langen
Verletzungspause erst kürzlich wieder in das Mannschaftstraining
eingestiegen. Eberl bezeichnete den gebürtigen Brasilianer, der
inzwischen auch einen deutschen Pass hat, als «Gesicht der
vergangenen Jahre», sagte aber auch: «Es gab offene, angenehme und
ehrliche Gespräche mit ihm und seinem Berater. Wir gehen
freundschaftlich auseinander.»