Studie: Corona könnte Schuldenkrisen in Afrika auslösen

Johannesburg (dpa) - Die Corona-Pandemie könnte in Afrika einer
Studie zufolge mehrere Schuldenkrisen auslösen. Die Kosten für die
Bedienung von Schulden seien dort auf etwa 40 Milliarden Dollar
jährlich gestiegen, hieß es in einem am Donnerstag veröffentlichten
Bericht des südafrikanischen Institute for Security Studies, der auch
von der CSU-nahen Hanns-Seidel-Stiftung (HSS) unterstützt wurde. Es
sei zu erwarten, dass die Schulden in diesem Jahr durchschnittlich um
etwa 4,4 Prozentpunkte des Bruttoinlandsprodukts auf dem Kontinent
steigen werden.

«Ein Aufschub oder Schuldenerlass wären daher wirksame Mittel, um die
Anstrengungen afrikanischer Länder bei der Pandemiebekämpfung zu
unterstützen und zur Erholung afrikanischer Volkswirtschaften
beizutragen», hieß es in der Mitteilung.

Die Weltbank geht davon aus, dass es in Afrika wegen der Corona-Krise
zum ersten Mal seit 25 Jahren eine Rezession geben wird. Die
führenden Industriestaaten kündigten bereits an, die ärmsten Länder

der Welt unter bestimmten Bedingungen mit Schuldenerleichterungen
unterstützen zu wollen. Zudem sagte EU-Ratschef Charles Michel
jüngst, man müsse einen möglichen Schuldenerlass afrikanischer Länd
er
gemeinsam mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF) prüfen.

«Afrika wird von den Folgen der Pandemie extrem hart getroffen»,
teilte der Europaabgeordnete und HSS-Vorsitzende Markus Ferber mit.
«Es liegt auch im eigenen Interesse Europas, Afrika bei seinem
Krisenmanagement zu unterstützen.» Allerdings biete die Corona-Krise
auch Chancen für nachhaltige wirtschaftliche Veränderungen und eine
bessere Versorgung der Bürger vor allem in afrikanischen Städten.

Afrika hat mit rund 336 000 Infektionen bislang relativ wenig
Corona-Fälle und Prognosen zufolge wird es weniger Todesfälle geben
als in anderen Regionen. Dagegen sind schon jetzt die
wirtschaftlichen Folgen der Pandemie vielerorts verheerend.