Tönnies will Experten-Analyse in Hygienekonzept einarbeiten

Gütersloh/Rheda-Wiedenbrück (dpa/lnw) - Nach einer ersten Analyse
eines Hygiene-Experten der Uni Bonn zum Corona-Ausbruch beim
Fleischbetrieb Tönnies will das Unternehmen einen Vorschlag
aufnehmen. «Der bisher unbekannter Faktor Lüftung wird nun in unser
Risikomanagement eingearbeitet. Diese neuen Erkenntnisse, der Lüftung
in gekühlten Räumen sind aber nicht nur für uns, sondern von
weltweiter Bedeutung für das produzierendes Gewerbe mit gekühlten
Räumen», teilte das Unternehmen am Donnerstag mit. In der kommenden
Woche werde Tönnies den Behörden ein Konzept dazu vorlegen.

Der Bonner Hygiene-Experte Martin Exner hatte sich am vergangenen
Wochenende die Lage im Tönnies-Werk in Rheda-Wiedenbrück angeschaut
und vermutet als einen möglichen Faktor für die Verteilung des
Coronavirus die Umwälzung der Luft. In dem auf 6 bis 10 Grad kalten
Raum wird die durch die hart körperlich arbeitenden Mitarbeiter
entstehende warme Luft abgesaugt und dann gekühlt zurück gebracht.
Bislang fehlt dabei aber eine Aufbereitung. Exner empfahl daher zum
Schutz gegen Viren Hochleistungsfilter, wie sie bereits in den
Operationssälen in Krankenhäusern eingesetzt werden und
UV-Bestrahlung.

«Die sehr konkreten Vorschläge von Prof. Exner sind für uns von
großem Wert, um das Pandemierisiko zu minimieren», sagte
Tönnies-Sprecher André Vielstädte der Deutschen Presse-Agentur.

Auch der Verband der Fleischwirtschaft teilte mit: «Wir prüfen jetzt,
welche Techniken zeitnah installiert werden können, um diese
Gefährdung für die Mitarbeiter einzuschränken oder gar gänzlich
auszuschließen. Nach wie vor ist es das oberste Ziel der Betriebe,
dass das Virus gar nicht erst in die Betriebe gelangt.»

Das Unternehmen Westfleisch verwies am Nachmittag auf die noch offene
Diskussion des Themas in der Wissenschaft. «Der Einsatz möglicher
Hochleistungsfilter befindet sich erst zu Beginn der
wissenschaftlichen und technischen Diskussion, die wir sehr
sorgfältig verfolgen - verlässliche Ergebnisse liegen noch nicht
vor», sagte ein Sprecher der dpa.

Nach einer Empfehlung des Robert Koch-Instituts werde bei Westfleisch
beim Austausch der Raumluft bereits Frischluft zugeführt. Von daher
sei das Thema Kühlung beim schrittweisen Hochfahren des Werkes in
Coesfeld vor ein paar Wochen auch kein Thema im Austausch mit den
Behörden gewesen, teilte Westfleisch weiter mit.

Nach einer Häufung von Corona-Infektionen bei Mitarbeitern bei
Westfleisch in Coesfeld waren zuletzt bei Deutschlands größtem
Schlachtbetrieb Tönnies mehrere Hundert Werksarbeiter positiv auf das
Corona-Virus getestet worden. In der Folge gab es in den Kreisen
Gütersloh und Warendorf einen eingeschränkten Lockdown.