Welche Corona-Mittel außer Remdesivir noch erforscht werden

Berlin (dpa) - Weltweit wird mit Hochdruck nach Medikamenten gegen
die Corona-Erkrankung Covid-19 gesucht, Dutzende klinische Studien
dazu laufen bereits. Viele der Mittel wurden eigentlich für andere
Krankheiten zugelassen oder erforscht.

Mitte Juni berichteten Forscher, der Entzündungshemmer Dexamethason
könne die Sterberate bei schweren Covid-19-Verläufen um bis zu einem
Drittel senken. Darauf wiesen vorläufige Ergebnisse einer klinischen
Studie hin. Allerdings sind die Resultate bislang weder von Experten
begutachtet noch in einem Fachjournal veröffentlicht. Forscher der
Universität Oxford hatten sie in einer Pressemitteilung vorgestellt.
Die WHO feierte die Ergebnisse dennoch als «Durchbruch».

Uwe Janssens, Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung
für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI), spricht von einem «Hype».
«Es ist schon sehr bemerkenswert, dass eine reine Pressemitteilung
dazu führt, dass in Großbritannien diese Substanz zur Behandlung in
der Intensivmedizin zugelassen wird, ohne dass überprüfbare und
valide Daten publiziert worden sind.»

Intensiv erforscht wurde das Malaria-Mittel Hydroxychloroquin, das in
die Schlagzeilen geriet, weil US-Präsident Donald Trump es mehrfach
angepriesen hatte. Im Juni stoppten Forscher eine internationale
Studie dazu unter Leitung der WHO. Das Mittel habe die Sterblichkeit
von schwer erkrankten Patienten nicht reduziert

Andere Präparate wurden etwa gegen HIV (Lopinavir, Ritonavir) oder
Grippe (Faviparir, ATR-002) entwickelt und sollen ebenfalls die
Vermehrung von Sars-CoV-2 hemmen. Untersucht werden auch Wirkstoffe,
die die problematische Überreaktion des Immunsystems abbremsen oder
die Lungenfunktion verbessern.

Neben einer Umwidmung von bekannten Wirkstoffen und Medikamenten
suchen Forscher auch nach neuen Mitteln, die spezifisch gegen
Sars-CoV-2 wirken. Sie durchforsten dazu Wirkstoff-Bibliotheken und
testen Kandidaten zunächst in Zell-und Tierversuchen. Ein weiterer
Ansatz besteht in der Behandlung mit Antikörpern. Die können etwa
synthetisch hergestellt werden oder von Menschen stammen, die die
Erkrankung überstanden haben.