Schauspiel Frankfurt: Schwerpunkt Rassismus unter Corona-Bedingungen

Frankfurt/Main (dpa/lhe) - Unter erschwerten Bedingungen widmet sich
das Schauspiel Frankfurt in der kommenden Spielzeit dem Thema
Antisemitismus und Rassismus. Die Corona-Auflagen seien «eine
logistische Herausforderung und ein ästhetisches Problem», sagte
Intendant Anselm Weber, als er am Donnerstag den Spielplan 2020/21
vorstellte. Sein Vertrag wurde gerade bis 2027 verlängert.

Alle Stücke und Projekte seien so konzipiert, dass sie auf jeden Fall
durchgeführt werden können, sagte Weber. Die entscheidende Frage sei,
wie viele Zuschauer ab Herbst erlaubt seien. Derzeit sind es 88 im
großen Haus und 20 in den Kammerspielen.

In Hessen gilt die Ellenbogen-Regel: 1,5 Meter Abstand zwischen
ausgestreckten Ellenbogen. Damit kann im Schauspiel nur jeder vierte
Sitz belegt werden. In anderen Ländern seien mehr Besucher
zugelassen, sagte Kulturdezernentin Ina Hartwig (SPD). Sie forderte
eine bundeseinheitliche Regelung und das Messen ab Gesichtsachse.

Das Schauspiel Frankfurt hatte Mitte März wegen der Corona-Krise den
Spielbetrieb eingestellt. Inzwischen wird immerhin wieder geprobt:
ein «Corona-Shakespeare» mit reduziertem Körperkontakt und maximalem

Abstand, mit dem am 11. September die Spielzeit eröffnet werden soll.

Die Stückauswahl orientiert sich am Schwerpunktthema
Antisemitismus/Rassismus. Geplant sind Klassiker wie «Hexenjagd»» von

Arthur Miller oder «Andorra» von Max Frisch, Diskussionsrunden und
die Uraufführung des Stücks «NSU 2.0» von Nuran David Calis. Er wil
l
dafür mit Betroffenen sprechen und sie eventuell auch auf die Bühne
holen, wie die Dramaturgen ankündigten. Mit dem Absender NSU 2.0
wurde ein Drohschreiben an eine Anwältin verschickt; ihre Daten
wurden von einem Frankfurter Polizeirechner abgefragt.