68 000 Frauen und Mädchen von Genitalverstümmelung betroffen

Berlin (dpa) - Nach Angaben von Bundesfamilienministerin Franziska
Giffey leben in Deutschland derzeit knapp 68 000 Frauen und Mädchen,
die von weiblicher Genitalverstümmelung betroffen sind. Die Zahl sei
in den vergangenen Jahren deutlich angestiegen, sagte die
SPD-Politikerin am Donnerstag in Berlin. Im Vergleich zu Daten, die
das Ministerium im Februar vor drei Jahren vorgelegt hatte, sei das
ein Anstieg um 44 Prozent.

Die meisten betroffenen Frauen stammten aus Eritrea, Somalia,
Indonesien, Ägypten und Nigeria. Der Grund für den Anstieg liege in
höherer Zuwanderung aus diesen Staaten, sagte Giffey. Auch bei den
Minderjährigen seien die Zahlen erschreckend hoch: Bis zu 14 880
Mädchen seien in Deutschland von weiblicher Genitalverstümmelung
bedroht.

Giffey sprach zugleich davon, dass es nicht einfach sei, solche Daten
zu erheben. «Es ist ein Straftatbestand, so dass wir uns hier im
Rahmen einer Dunkelfeldforschung bewegen.» Die Erhebung wurde den
Angaben zufolge im Auftrag des Ministeriums nach einer von dem
Europäischen Institut für Gleichstellungsfragen entwickelten Methodik
erstellt. «Weibliche Genitalverstümmelung ist eine schwere
Menschenrechtsverletzung und eine archaische Straftat, die Mädchen
und Frauen in ihrem Recht auf körperliche Unversehrtheit und sexuelle
Selbstbestimmung verletzt», sagte die SPD-Politikerin. Ziel sei es
Mädchen und junge Frauen davor schützen und Hilfe anzubieten.

Unterstützung für Betroffene könnten etwa Hebammen leisten. Zudem
verwies Giffey auf das bundesweite Hilfetelefon «Gewalt gegen
Frauen», dass rund um die Uhr auch mit mehrsprachigen
Ansprechpartnern erreichbar ist.