Deutsche Wirtschaft in Russland für Lockerungen bei EU-Einreisestopp

Moskau (dpa) - Die deutsche Wirtschaft in Russland fordert von der EU
eine Lockerung des wegen der Corona-Pandemie verhängten
Einreiseverbots. «Es ist an der Zeit, dass Deutschland und die
Europäische Union nun auch die Visavergabe für russische
Geschäftsleute wieder aufnehmen», sagte der Chef der
deutsch-russischen Auslandshandelskammer (AHK), Matthias Schepp, am
Donnerstag in Moskau. Das gelte auch umgekehrt für Russland, dass
deutsche und europäische Geschäftsreisende wieder einreisen könnten.


Die russische Regierung habe aber in den vergangenen Wochen flexibel
und offen auf Forderungen reagiert, in Russland arbeitenden Managern
und Experten aus dem Ausland die Wiedereinreise ins flächenmäßig
größte Land der Erde zu ermöglichen. «Ein freier Reiseverkehr unter

Beachtung von Quarantäne und Covid-19 Tests werden zusätzlich helfen
und wie ein zweites Konjunkturprogramm wirken», sagte Schepp mit
Blick auf Unterstützungsprogramme der Regierungen für die Wirtschaft.

Die EU-Botschafter der EU-Staaten hatten am Mittwoch über Kriterien
für Länder beraten, aus denen die Einreise in die EU ab Juli wieder
erlaubt sein soll. Oberstes Kriterium soll demnach die
epidemiologische Lage vor Ort sein. Danach dürfte für Länder wie
Russland, Brasilien und die USA das Einreiseverbot weiterhin bestehen
bleiben. Die Diskussion darüber soll am Freitag fortgesetzt werden.

Um die Coronavirus-Pandemie einzudämmen, hatten sich Mitte März alle
EU-Staaten außer Irland sowie die Nicht-EU-Staaten Schweiz, Norwegen,
Liechtenstein und Island darauf geeinigt, nicht zwingend notwendige
Reisen in die EU zunächst zu verbieten. Der Einreisestopp war
mehrfach verlängert worden und gilt derzeit bis Ende Juni.

Kreml-Sprecher Dmitri Peskow sagte der Agentur Interfax zufolge, es
stehe noch nicht fest, wann Russland seine Grenze wieder öffnen
werde. Vor einer solchen Entscheidung werde die Meinung von
Epidemiologen «unter Berücksichtigung der Informationen aus dem
Ausland» eingeholt.

In Russland kommen jeden Tag mehr als 7000 Corona-Neuinfektionen
hinzu. Mittlerweile gibt es mehr als 600 000 Fälle - so viel wie in
keinem anderen Land Europas. Russlands Grenzen sind seit Wochen
geschlossen. Am Donnerstagmorgen landete ein zweiter Sonderflug der
deutschen Wirtschaft in Moskau. Vor zwei Wochen gab es die erste
Rückkehraktion für deutsche Geschäftsleute nach Russland.

Unter den Passagieren am Donnerstag seien Mitarbeiter des Autobauers
Mercedes, des Softwareherstellers SAP und des Technologie-Konzerns
Liebherr, teilte die AHK mit. Auch Journalisten und Kulturschaffende
seien mit Genehmigung der russischen Behörden an Bord gewesen.