Djokovic erhält Rückendeckung: Kritik überzogen und unbegründet

Tennis-Star Novak Djokovic hat als Organisator eines Turniers wegen
des laxen Umgangs mit den Hygieneregeln viel Kritik einstecken
müssen. Nun erfährt der ebenfalls Coronainfizierte Djokovic
Rückendeckung von alten und aktuellen Weggefährten.

Belgrad/München (dpa) - Nach der andauernden Kritik an Novak Djokovic
wegen seiner Adria-Tour haben sich aktuelle und alte Weggefährten
hinter den Tennis-Star gestellt. «Ich finde es nicht richtig, Novak
alleine die Schuld zu geben», sagte Trainerlegende Niki Pilic dem
«Münchner Merkur» (Donnerstag). «Die anderen Spieler haben auch all
e
bereitwillig mitgemacht. Nur auf Novak einzuprügeln ist zu einfach»,
betonte Pilic, der den jungen Djokovic einst in seiner Münchner
Tennis-Akademie unterrichtete.

«Natürlich lief nicht alles perfekt. Mussten es wirklich 4000
Zuschauer sein? Hätte man viel intensiver testen müssen?», sagte
Pilic weiter. Dennoch habe Novak nichts Schlechtes im Sinn gehabt.
Dafür kenne er ihn zu gut, betonte Pilic. «Hier wollte er anscheinend
mit aller Macht etwas beweisen, wofür es noch zu früh war.» Das sei
ein Fehler gewesen.

Auch Djokovic's aktueller Trainer Goran Ivanisevic stellte sich
hinter seinen Schützling. Es sei unklar, ob sich der wie Djokovic
positiv getestete Bulgare Grigor Dimitrow bei der Serie infiziert
habe, sagte der einstige Wimbledonsieger Ivanisevic der «New York
Times» (Mittwoch).

Dimitrow sei aus Los Angeles nach Serbien gereist und von dort nach
Bulgarien, ehe er zur Station im kroatischen Zadar am vergangenen
Wochenende kam. Nach Absprache mit den örtlichen Gesundheitsbehörden
habe es zunächst keine Notwendigkeit gegeben, asymptotische Spieler
zu testen. «Er erschien am Mittwoch und hatte Probleme mit dem
Ellbogen», sagte Ivanisevic. Das erste Mal habe sich Dimitrow am
Freitag über generelles Unwohlsein beklagt. Das erste Match gegen den
ebenfalls infizierten Kroaten Borna Coric habe er dann am Samstag
bestritten, bevor er noch am gleichen Tag sein zweites Spiel absagte
und nach Monaco zurückkehrte, berichtete Ivanisevic weiter.

Der Vater von Djokovic sieht in Dimitrow gar den Hauptschuldigen für
die positiven Fälle. «Dimitrow hat unserer Familie großen Schaden
zugefügt», sagte Srdjan Djokovic der serbischen Tageszeitung «Kurir
».
«Warum ist das passiert? Der Mann ist wahrscheinlich mit einer
Infektion angereist von was-weiß-ich woher. Er hat sich hier nicht
testen lassen und auch nicht anderswo.»

Die laxen Hygienemaßnahmen und ein Video sorglos feiernder
Tennisprofis auf der Adria-Tour hatten für viel Kopfschütteln
gesorgt. Am Montagabend hatte nach Dimitrow und Coric auch der Serbe
Viktor Troicki einen positiven Test öffentlich gemacht. Alle drei
hatten an dem Show-Event an der Adria teilgenommen. Der 33 Jahre alte
Djokovic gab am Dienstag bekannt, dass er positiv getestet wurde.

Die Chefin der Frauen beim Deutschen Tennis Bund (DTB), Barbara
Rittner, äußerte sich mit Entsetzen über die Ignoranz des
Organisators Djokovic. «Die Abstandsregelung und Maskenpflicht haben
ihre Berechtigung», sagte sie in einem Podcast mit dem Sender
Eurosport (Mittwoch). Alle müssten die Dinge, die nachweislich
helfen, respektieren. «Ich fand es einfach ein unheimlich schlechtes
Zeichen allen anderen gegenüber: respektlos, ignorant, fast schon
arrogant - das hat mich unheimlich genervt», so Rittner.