Wirtschaftsministerin unterstützt Corona-Prämie für Ausbildung

Die Bundesregierung hat Hilfen auf den Weg gebracht, um in
Corona-Zeiten Ausbildungsplätze zu sichern. Denn in schlechten Zeiten
wird immer weniger ausgebildet.

Stuttgart (dpa/lsw) - Die geplante staatliche Prämie für kleine und
mittelständische Unternehmen, die trotz wirtschaftlicher
Schwierigkeiten in Corona-Zeiten ihre Ausbildungsplätze erhalten oder
ausbauen, stößt auf breite Unterstützung im Südwesten.
Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU) sagte am
Mittwoch in Stuttgart, dies sei ein richtiger Schritt, um dem
drohenden Rückgang an Ausbildungsverträgen im Herbst
entgegenzuwirken.

«Die Investition in Auszubildende ist auch in dieser schwierigen
Situation wichtig und wird sich vor allem im nächsten Aufschwung
auszahlen, wenn Fachkräfte wieder dringend benötigt werden.»

Das Bundeskabinett beschloss in Berlin die Zuschüsse. Vorgesehen sind
außerdem Zahlungen für Unternehmen, die Azubis von anderen Firmen
übernehmen, wenn diese pandemiebedingt Insolvenz anmelden müssen. Die
Prämie soll helfen, Ausbildungsplätze in der Krise zu erhalten. Die
Kosten werden auf 500 Millionen Euro geschätzt. Mit dem Programm
sollen konkret Unternehmen mit bis zu 249 Mitarbeitern angesprochen
werden, so stand es in einem Mitte des Monats bekanntgewordenen
Eckpunktepapier.

Wer wegen der Pandemie große Umsatzeinbrüche hat oder seine
Mitarbeiter in Kurzarbeit schicken musste, aber weiterhin in einem
Umfang ausbildet wie in den vergangenen drei Jahren, soll für jeden
für das Ausbildungsjahr 2020 abgeschlossenen Ausbildungsvertrag
einmalig 2000 Euro bekommen.

«Für die über 4000 Ausbildungsbetriebe im Handwerk der Region
Stuttgart ist diese Ausbildungsprämie von enormer Bedeutung», sagte
Thomas Hoefling, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Region
Stuttgart. In den ersten fünf Monaten des neuen Jahres habe das
Handwerk knapp 15 Prozent weniger neu abgeschlossene Lehrverträge zu
verzeichnen als im Vorjahr.

Der Arbeitgeberverband Südwestmetall forderte die Landesregierung
auf, die drohende Förderlücke für größere Betriebe noch vor der
Sommerpause mit einem eigenen Programm zu schließen. «Wenn wir
möglichst viele Ausbildungsplätze erhalten wollen, muss der Maßstab
sein, wie positiv sich die Förderung auf den Ausbildungsmarkt
auswirkt und wie stark die Unternehmen von der Corona-Pandemie
betroffen sind - und nicht, wie groß sie sind», sagte der
Hauptgeschäftsführer Peer Michael Dick. Und gerade im Hinblick auf
die Struktur der Industrie hinterlasse die Bundesförderung gewaltige
Lücken.

Der SPD-Politiker Stefan Fulst-Blei sagte, auch das Land müsse seine
Hausaufgaben machen und beispielsweise die außerbetriebliche
Ausbildung junger Menschen fördern, die sonst in der jetzigen
Situation kaum Chancen auf einen regulären Ausbildungsplatz hätten.

Marjoke Breuning, Vizepräsidentin des baden-württembergischen
Industrie- und Handelskammertags (BWIHK), nannte den
Kabinettsbeschluss ein richtiges Signal, um Ausbildungsplätze auch in
der Krise zu schützen und das Ausbildungsniveau der
Ausbildungsbetriebe aufrecht zu erhalten. Eine Anfang Juni
durchgeführte Befragung des BWIHK bei 3500 Südwestunternehmen hatte
ergeben, dass rund ein Drittel der Ausbildungsbetriebe gar nicht mehr
oder weniger ausbilden will als im Vorjahr.