Unsicherheit und Unmut nach Lockdown im Kreis Warendorf Von Stella Venohr, dpa
Die Menschen im Kreis Warendorf sind nach dem Lockdown wegen des
Corona-Ausbruchs verunsichert. Familien sorgen sich um ihre
Urlaubspläne und die Kinderbetreuung in den Sommerferien. Und was
soll nach den Ferien werden?
Warendorf (dpa/lnw) - Mittwochmorgen kurz vor acht Uhr. Die Schule
startet in wenigen Minuten. Vor dem Gebäude stehen kleine Gruppen von
Eltern. Sie sind aufgebracht. «Was ist, wenn das alles noch schlimmer
wird?», fragt Michaela Tietze. Die Mutter hat ihr Kind eben zu der
Grundschule in Warendorf gebracht.
Es ist der vorzeitige letzte Schultag für die Kleinen, denn am
Dienstagnachmittag hatte NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann
(CDU) den Lockdown für den Kreis Warendorf verkündet. Schulen und
Kindertagesstätten bleiben demnach ab Donnerstag geschlossen. Nach
einem massiven Corona-Ausbruch beim Schlachtereibetrieb Tönnies im
Kreis Gütersloh war dort bereits am Dienstagmorgen der erneute
Lockdown ausgerufen worden.
«Die Kinder sind die Leidtragenden», so Tietze. Neben ihr steht
Kirsten Wagner und nickt. Auch ihr Kind sei sehr traurig, besonders
wegen des geplanten Urlaubs. Zusammen möchte die Familie in den
Sommerferien nach Sylt fahren. «Ich arbeite seit Mitte März auf den
Jahresurlaub hin. Wir sind alle so urlaubsreif wie nie», so die
Mutter. «Jetzt steht das alles in Frage. Dürfen wir da überhaupt noch
hin?» Ein weiteres Problem sei die Betreuung der Kinder, insbesondere
in den Ferien. «Wer hat schon sechs Wochen Urlaub? Und zu den
Risikogruppen dürfen die Kinder dann ja auch nicht mehr», sagt
Wagner.
Auch Nicole Aufmkolk ist verunsichert. Sie ist auf dem Weg zur Kita.
An der Hand hält sie ihren fünfjährigen Sohn. «Er hatte sich so
gefreut seine Freunde wiederzusehen», so die Mutter. «Wir wollten
eigentlich nach Frankreich fahren, das steht nun alles auf der
Kippe.»
Wenige Meter weiter sitzt Karl-Heinz Jansen mit seinen Enkeltöchtern.
Gemeinsam gibt es Brötchen zum Frühstück in der Sonne auf einer Bank
am Marktplatz in Warendorf. Der Pensionär ist extra aus Dorsten in
der Nähe von Dortmund gekommen, um auf seine Enkelkinder aufzupassen,
weil seine Tochter arbeiten muss. «Ich finde grundsätzlich diese
Maßnahmen die getroffen worden sind, in Ordnung», so der 68-Jährige.
«Nur die Ursache, der Herr Tönnies mit seiner Fleischfabrik, müsste
viel mehr in die Verantwortung genommen werden.» Er habe Sorge, dass
der massive Corona-Ausbruch weitere Folgen nach sich ziehen werde.
«Da wird die Bevölkerung noch lange was von haben. Da bleiben Kunden
weg», so Jansen.
Schulleiter Martin Wellnitz von der Mosaikschule in Ennigerloh im
Kreis Warendorf blickt mit gemischten Gefühlen in die Zukunft. «Wir
wissen überhaupt nicht, wie es nach den Sommerferien weitergehen
soll», so der Schulleiter. «Diese Zeit hat uns schon viel Arbeit
gekostet. Mit jeder neuen Entwicklung war es, als müssten wir ein
neues Schuljahr planen.»