Fauci besorgt über Zunahme von Corona-Fällen in US-Bundesstaaten

In vielen US-Bundesstaaten nehmen die Zahlen der nachgewiesenen
Corona-Infektionen wieder zu. Experten wie der Immunologe Fauci sind
beunruhigt. Präsident Trump hat seine eigene Erklärung dafür.

Washington (dpa) - Der führende US-Immunologe in der Corona-Krise,
Anthony Fauci, hat sich besorgt über deutlich zunehmende Fallzahlen
von Coronavirus-Infektionen in mehreren US-Bundesstaaten geäußert.
Fauci sprach am Dienstag bei einer Anhörung im Repräsentantenhaus von
einem «beunruhigenden Anstieg von Infektionen» in Florida, Texas,
Arizona und anderen Bundesstaaten. Die nächsten Wochen seien
entscheidend dafür, diesem Anstieg entgegenzuwirken, sagte er. Es
gebe aber auch Erfolge im Kampf gegen das Virus in den USA. So sei es
etwa im Bundesstaat New York gelungen, die Fallzahlen zu senken.

Rund die Hälfte der US-Bundesstaaten verzeichnen eine Zunahme von
Fällen. US-Präsident Donald Trump spielte den jüngsten Anstieg
bekannter Coronavirus-Infektionen in den USA am Dienstag indes erneut
herunter. «Wenn wir mehr testen, finden wir mehr Fälle», sagte er.
«Testen ist ein zweischneidiges Schwert.» Die USA hätten mehr als 25

Millionen Tests ausgeführt, mehr als jedes andere Land.

Trump hatte bereits bei einer Kundgebung am Samstag gesagt: «Wenn man
in diesem Ausmaß testet, wird man mehr Menschen finden, man wird mehr
Fälle finden, also habe ich meinen Leuten gesagt: «Verlangsamt bitte
die Tests».» Aus dem Weißen Haus hieß es anschließend, Trump habe

«offensichtlich gescherzt». Der Präsident sagte am Dienstag, als er
auf seine Aussage angesprochen wurde: «Ich scherze nicht.» Fauci
betonte am Dienstag, niemand aus der Coronavirus-Arbeitsgruppe des
Weißen Hauses sei jemals angewiesen worden, Tests zu verlangsamen.
«Das Gegenteil ist der Fall. Wer werden mehr testen, nicht weniger.»

Trump wirbt für eine rasche Wiedereröffnung der Wirtschaft und will -
wohl auch mit Blick auf die Wahl im November - eine möglichst rasche
Rückkehr zur Normalität. Seiner Darstellung zufolge ist das
Coronavirus dabei, nach und nach aus den USA zu verschwinden.

Die meisten renommierten Experten lehnen Trumps Erklärung ab, wonach
die Zunahme der Infektionen vor allem auf eine Zunahme von Test
zurückzuführen sein soll. Sie machen vorrangig die Lockerung von
Corona-Beschränkungen verantwortlich. Die täglich neu registrierten
Fälle in den USA liegen wieder bei rund 30 000 - das ist nur etwas
weniger als zum Höhepunkt der Krise im April.

New Yorks Gouverneur Andrew Cuomo sagte dem Sender NBC am
Dienstag: «Wir erwägen ernsthaft eine Quarantäne, nur um
sicherzustellen, dass Menschen, die aus Staaten mit höheren
Infektionenzahlen kommen, unsere Infektionsrate nicht versehentlich
erhöhen.» Damit meint der Gouverneur eine gewöhnlich zweiwöchige,
verpflichtende Quarantäne, die Einreisenden aus entsprechenden
Bundesstaaten auferlegt wird.

New York war mit knapp 800 Toten und Zehntausenden Neuinfektionen pro
Tag noch vor einigen Monaten weltweites Epizentrum der Pandemie.
Damals erließen andere Bundesstaaten Quarantäne-Vorschriften für
einreisende New Yorker. Dank umfassender Maßnahmen konnte die
Verbreitung des Virus dort schließlich eingedämmt werden.

Fauci sagte, die gewaltigen Anstrengungen bei der Suche nach einem
Impfstoff machten Fortschritte. Er sei weiterhin zuversichtlich, dass
ein wirksamer Impfstoff Anfang kommenden Jahres zur Verfügung stehen
könne. Es gebe aber keine Garantie dafür.

Der Immunologe sagte weiter, die USA seien schwer von der Pandemie
getroffen worden. Die Vereinigten Staaten sind das Land mit den
meisten nachgewiesenen Coronavirus-Infektionen weltweit. Mehr als 2,3
Millionen Fälle wurden seit Beginn der Pandemie verzeichnet. Mehr als
120 000 Menschen starben nach einer Infektion mit dem Erreger
Sars-CoV-2.