Nach Sommerferien wieder regulärer Schulunterricht im Norden

Im neuen Schuljahr findet in Schleswig-Holstein wieder regulärer
Unterricht statt. Es wird aber geschlossene Lerngruppen geben.
Bildungsministerin Prien spricht von einem Corona-Regelbetrieb.

Kiel (dpa/lno) - Zum Schulstart am 10. August kehren
Schleswig-Holsteins Schulen wieder zum regulären Unterricht zurück -
allerdings unter Corona-Bedingungen. In allen Schularten und
Jahrgängen finde dann wieder Unterricht nach der Stundentafel statt,
sagte Bildungsministerin Karin Prien (CDU) am Dienstag. «Das kommende
Schuljahr wird zum Schuljahr im Corona-Regelbetrieb.» Den Schülern
soll das Erreichen aller Abschlüsse ermöglicht werden.

Das Kabinett beschloss am Dienstag das von Prien vorgelegte
Rahmenkonzept. Die Ministerin setzt angesichts der Corona-Pandemie
auf geschlossene Lerngruppen. Das sogenannte Kohortenprinzip gilt für
alle Jahrgangsstufen. Es werde aber Einschränkungen geben. An den
Grundschulen werde im Klassenverband unterrichtet, an den
weiterführenden Schulen finde soviel Unterricht wie möglich in
kleinen Gruppen statt. «Die Schülerinnen und Schüler im Land brauchen

dringend wieder regulären Unterricht», sagte Prien. «Denn Schule ist

viel mehr als ein Ort der Wissensvermittlung.»

Die Landesregierung schlägt dem Finanzausschuss des Landtags zudem
vor, zehn Millionen Euro zusätzlich für zusätzliches Personal an den

Schulen bereitzustellen. Diese Kräfte sollen bei der pädagogischen
Umsetzung der Digitalisierung helfen und zum Aufholen von
Lernrückständen zur Verfügung stehen. Zudem fehlen 1600 Lehrer (sechs

Prozent) im Unterricht, die zu den Risikogruppen gehören.

Auch Klassenfahrten sind grundsätzlich möglich. Sie müssen allerdings

mit Eltern und Lehren abgesprochen sein. Zudem müssen die Reisen
storniert werden können. Für 4500 Schüler im Land findet im Rahmen
des Lernsommers an 146 Schulen bereits Unterricht in einem Teil der
Sommerferien statt. Mehr als 600 Lehrer sollen ihnen dabei vor allem
an Grund- und Gemeinschaftsschulen helfen, Rückstände aufzuholen.

Experten aus der Wissenschaft unterstützen den Kurs der
Landesregierung. Zwar gebe es eine «hohe Chance» auf regionale
Ausbrüche des neuartigen Coronavirus, sagte der Chef der Pneumologie
an der Lungenclinic Großhansdorf, Klaus Rabe. Das Konzept sei aber
ein vernünftiger Kompromiss. «100 Prozent sicher ist es nicht, aber
es ist sicher genug.» Schleswig-Holstein sei gut vorbereitet auf
begrenzte Ausbrüche an Schulen.

Die Schule vermittele mehr als bloßes Faktenwissen, sagte die
Direktorin der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Kieler
Uniklinikum, Kamila Jauch-Chara. «Die Schule prägt neben der
kognitiven insbesondere die soziale und die
Persönlichkeitsentwicklung der Schüler.» Gerade im Kindes- und
Jugendalter spielten die in der Schule besonders repräsentierten
Beziehungen zu Gleichaltrigen eine wichtige Rolle für das
Wohlbefinden.

Der Direktor der Kieler Instituts für Klinische Molekularbiologie,
Philip Rosenstiel, verwies darauf, dass die Infektionszahlen trotz
Rückkehr der Touristen und die bereits erfolgte teilweise Öffnung der
Schulen nicht gestiegen seien.

Der SPD-Bildungspolitiker Martin Habersaat betonte, die Zeit des
Lockdowns habe Spuren hinterlassen. «Für das Schuljahr 2020/21 muss
es Kürzungen in den Lehrplänen geben, um Raum für Offengebliebenes
aus dem Schuljahr 2019/20 zu schaffen.» Es müsse sichergestellt sein,
dass alle Schüler Phasen des Fernunterrichts wahrnehmen können. «Dazu

gehört, sie gegebenenfalls mit Leihgeräten auszustatten und
sicherzustellen, dass sie auch ins Internet kommen.»