Nach Sommerferien wieder Normalbetrieb für alle Schüler Von Dorothea Hülsmeier, dpa

Nach den Sommerferien ist auch Schluss mit «Coronaferien». Dann
sollen alle Schüler in NRW wieder täglich die Schulbank drücken. Aber

die Corona-Krise wirkt sich trotzdem auf das neue Schuljahr aus.

Düsseldorf (dpa/lnw) - Die rund 2,5 Millionen Schüler in
Nordrhein-Westfalen sollen nach den Sommerferien wieder jeden Tag zum
Unterricht in die Schule gehen. Alle rund 5500 Schulen in NRW kehren
zum neuen Schuljahr 2020/21 wieder in den Regelbetrieb zurück,
kündigte NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) am Dienstag in
Düsseldorf an.

Sollte an einzelnen Schulen wegen des Corona-Infektionsschutzes
phasenweise kein Präsenzunterricht möglich sein, finde Unterricht auf
Distanz statt. Es solle aber so viel Präsenzunterricht wie möglich
geben. «Schule in NRW darf nicht von vornherein vor der
Corona-Pandemie zurückschrecken», sagte Gebauer.

Um nach den wochenlangen coronabedingten Einschränkungen des
Schulbetriebs mehr Zeit zu gewinnen, werden die Abiturprüfungen im
kommenden Jahr um neun Unterrichtstage verschoben - und damit bis
nach den Osterferien. Sie beginnen erst am Freitag, 23. April 2021.

Trotz Verschiebung fänden die Klausuren in Deutsch, Englisch,
Französisch und Mathematik unverändert an den langfristig bundesweit
festgelegten Terminen statt, sagte Gebauer. Es werde auch weiter
zentrale Abituraufgaben geben, aber mit einer erweiterten Auswahl von
Prüfungsaufgaben.

Auch die Prüfungen zum Erwerb des Hauptschulabschlusses nach Klasse
10 und des mittleren Schulabschlusses (Fachoberschulreife) werden um
eineinhalb Wochen verschoben, um mehr Unterrichtszeit zu gewinnen.

Eine Maskenpflicht werde es an den Schulen weiterhin nicht geben,
wohl aber ein «Maskengebot» etwa auf Pausenhöfen und Fluren, sagte
Gebauer. Die Abstandsregel von 1,5 Metern gelte in den Schulen nicht
- auch nicht in Kursen an weiterführenden Schulen, in denen Schüler
aus mehreren Klassen gemischt würden.

Jedoch müssten die Lehrer dokumentieren, «wer, wann wo mit wem in
einer Lerngruppe gewesen ist», um bei einem Corona-Fall die
Infektionsquelle nachverfolgen zu können.

Konkretere Details zum Wiedereinstieg in den Regelbetrieb will
Gebauer voraussichtlich an diesem Freitag bekannt geben. Dabei geht
es auch um die rechtlichen Regelungen für das Lernen auf Distanz. Die
SPD bemängelte, dass der Fahrplan Gebauers viele Fragen unbeantwortet
lasse und unvollständig sei. Wenige Tage vor Beginn der Sommerferien
seien wichtige Details wie etwa die Umsetzung des Lernens auf Distanz
noch nicht geklärt.

Bund und Länder hatten sich vor einer Woche darauf geeinigt, dass
bundesweit die Schulen nach den Sommerferien bei einem positiven
Verlauf der Infektionszahlen in den Regelbetrieb zurückkehren sollen.

Die Präsidentin der Kultusministerkonferenz (KMK), Stefanie Hubig
(SPD), bekräftigte dies am Dienstag erneut. «Der Regelbetrieb ist
kein Wunschdenken. Der Regelbetrieb ist das Ziel, dass wir haben»,
sagte sie in Berlin.

Um den coronabedingten Ausfall von vorerkrankten Lehrkräften
aufzufangen, will die Landesregierung zusätzliches Personal gewinnen.
So sollen Gymnasiallehrer mit frischem Abschluss, die aufgrund des
Wechsels zum neunjährigen Gymnasium erst in einigen Jahren die Chance
auf eine Stelle hätten, schon jetzt eingestellt werden.

Allerdings dürfen sie laut Gebauer in dieser Zwischenzeit für einige
Jahre an alle anderen Schulformen abgeordnet werden. Das können auch
Hauptschulen sein. Nachteile für die Verbeamtung erleiden sie nach
Angaben des Ministeriums dadurch nicht. Rund 1450 Lehrkräfte sollen
so schon nach den Ferien akquiriert werden.

Insgesamt stehen laut Gebauer derzeit knapp 85 Prozent der rund 200
000 Lehrer zur Verfügung. Der normale Krankenstand liegt bei knapp
sieben Prozent.

Schulausflüge ins Ausland sind laut Gebauer bis zu den Herbstferien
verboten. Wanderausflüge oder Städtefahrten innerhalb Deutschlands
seien aber erlaubt.

Gebauer schloss auch nach den Sommerferien komplette oder teilweise
Schließungen von Schulen wegen erhöhter Corona-Risiken nicht aus.
Derzeit sind wegen des massiven Corona-Ausbruchs beim Fleischriesen
Tönnies im Kreis Gütersloh alle Schulen geschlossen.

Die Grundschulen in NRW waren bereits in den letzten beiden Wochen
vor den Sommerferien zum Normalbetrieb zurückgekehrt. Etwa ein halbes
Dutzend Grundschulen musste in dieser Zeit wegen Corona-Fällen den
Unterricht einschränken oder ganz schließen.

Die Abiturprüfungen konnten in NRW trotz Schulschließungen
durchgezogen werden. Gebauer sagte, von den fast 90 000 Abiturienten
des aktuellen Jahrgangs hätten sich nur drei mit dem Coronavirus
infiziert. Es seien 360 000 Abiprüfungen absolviert worden.

Der Lehrerverband VBE meint, dass im Schulministerium durchaus damit
gerechnet werde, dass es keinen normalen Regelbetrieb an den Schulen
geben werde. «Alle wünschen sich einen Regelbetrieb, aber es dürfen
keine unrealistischen Erwartungen mehr geweckt werden», sagte der
VBE-Landesvorsitzende Stefan Behlau. «Schulisches Leben nach den
Ferien ist weiterhin eine Schule mit Corona, nicht ohne.»