Tui will Werte abstoßen - «Hotels nur in Ausnahmefällen besitzen»

Frankfurt/Hannover (dpa) - Tui will wegen des Spardrucks in der
Corona-Krise bestimmte Unternehmensteile abstoßen - in Frage kommen
könnten dabei etwa Hotels. «Wir werden uns von Vermögenswerten
trennen oder Partner an Bord holen», sagte Vorstandschef Fritz
Joussen der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» (Dienstag). Mögliches
Feld für solche Schritte ist die Hotelsparte. «Es sind unsere Marken,
wir setzen und kontrollieren die Standards in Bezug auf die Qualität,
Lage und Service», erklärte Joussen. «Dazu müssen wir die Hotels nu
r
in Ausnahmefällen besitzen.» Auf Mallorca ließen sich Eigentümer
schon überzeugen, «ihr Hotel auf unsere Markenplattform zu bringen».


Tui werde aber auch weiterhin Hotels bauen, stellte Joussen klar. «In
manchen Destinationen wie den Kapverden oder in der Karibik müssen
wir das, da das Angebot dort sonst fehlt.» Auch in Deutschland will
der Konzern noch neue Häuser eröffnen, zum Beispiel auf Sylt.
Allerdings investieren die Hannoveraner künftig insgesamt stärker in
ihre digitale Plattform als in Vermögenswerte wie Hotels. Die
Digitalisierung des Vertriebs ist einer der Schwerpunkte Joussens.

Der Tui-Konzern muss einen harten Sparkurs fahren, weil das Geschäft
- wie bei vielen anderen Touristikunternehmen - wegen der Pandemie
drei Monate lang fast komplett ruhte. Es läuft derzeit mit ersten
Zielen auch am Mittelmeer langsam wieder an. Die Tui-Gruppe will bis
zu 8000 Jobs streichen und unter anderem die Flotte ihrer Airline
Tuifly um über die Hälfte verringern. Gewerkschaften kritisieren dies
scharf.

Zur Überbrückung der Viruskrise bekam Tui einen Staatskredit über 1,8

Milliarden Euro. Das könnte unter Umständen nicht reichen. «Wir
arbeiten natürlich mit mehreren Szenarien und tun gut daran, in
diesen Szenarien auch über weitere Finanzquellen nachzudenken», sagte
Joussen. Tui habe die Kosten um 70 Prozent gesenkt, zudem seien die
Reisewarnungen für viele Länder gefallen. «Aber kein Mensch weiß, w
ie
es mit dem Virus weitergeht, wann es Medizin und Impfstoffe gibt.»