Menschen im Kreis Gütersloh entsetzt von erneutem Lockdown

Gütersloh (dpa) - Nachdem NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU)
am Dienstagmorgen einen regionalen Lockdown für den Kreis Gütersloh
verkündet hat, herrschen bei den Menschen vor Ort Entsetzen und
Wut. «Wir hatten schon so viel Ärger durch den ersten Lockdown und
jetzt soll das Ganze von vorne losgehen», sagte Kai Drees aus
Steinhagen im Kreis Gütersloh der Deutschen Presse-Agentur. Der
Gütersloher Pfarrer Stefan Salzmann sprach von viel Unmut in der
Bevölkerung: «Ich nehme viel Hilflosigkeit und Unzufriedenheit wahr».

Es gebe auch «eine große Wut, dass dieses System Tönnies so lange hat

weitergehen können», so der evangelische Pfarrer. Seine Gemeinde sei
besorgt, weil es in Teilen der Bevölkerung schon eine erhitzte
Stimmung gegen die Werksarbeiter gebe.

Anwalt Drees sorgt sich auch um seinen Sommerurlaub: «Wir haben schon
im Frühjahr den Urlaub umbuchen müssen, weil wir eigentlich fliegen
wollten», so der 52-Jährige. «Jetzt soll es mit dem Auto nach
Norderney gehen, aber wir haben von Leuten gehört, die nicht mehr
dorthin fahren durften, weil sie aus dem Kreis Gütersloh kommen.» Das
verunsichere seine Familie und ihn.

Grund für den zunächst bis zum 30. Juni geltenden Lockdown ist der
Corona-Massenausbruch beim Fleischverarbeiter Tönnies. Beim
Schlachtbetrieb des Marktführers im ostwestfälischen
Rheda-Wiedenbrück hatten sich mehr als 1550 Beschäftigte mit dem
Coronavirus infiziert.

Ab diesem Mittwoch sollen im Kreis unter anderem wieder Sport in
geschlossenen Räumen und zahlreiche Kulturveranstaltungen verboten
werden. Fitnessstudios werden ebenso geschlossen wie Kinos und Bars.
Zudem gelten wieder die Kontaktbeschränkungen wie im März. Schulen
und Kitas waren bereits geschlossen worden.