537 registrierte Corona Neuinfektionen - R-Wert weiterhin hoch

Lange hielt sich der im Zusammenhang mit dem Coronavirus viel
genannte Reproduktionswert um den angestrebten Wert von 1. Zuletzt
schnellte er nach oben. Haben die Ausbrüche in NRW, Berlin und
Sachsen-Anhalt etwas damit zu tun?

Berlin (dpa) - Infolge mehrerer Ausbrüche des Coronavirus in
einzelnen Regionen Deutschlands hat sich die für die Ausbreitung
wichtige Reproduktionszahl (R-Wert) zuletzt deutlich erhöht. Nachdem
sie am Sonntag auf 2,88 angestiegen war, sank der Wert mit Datenstand
22.6. 0.00 Uhr allerdings wieder etwas - auf 2,76. Das bedeutet, dass
ein Infizierter im Mittel zwischen zwei und drei weitere Menschen
ansteckt. Der Anstieg hänge mit lokalen Häufungen zusammen, wobei
insbesondere der Ausbruch in Nordrhein-Westfalen eine große Rolle
spiele, wie das RKI in seinem Lagebericht mitteilte.

«Da die Fallzahlen in Deutschland insgesamt auf niedrigem Niveau
liegen, beeinflussen diese lokalen Ausbrüche den Wert der
Reproduktionszahl relativ stark», heißt es darin weiter. In den vier
Stadt- und Landkreisen Gütersloh, Warendorf, Magdeburg und
Berlin-Neukölln sind demnach in den vergangenen sieben Tagen merklich
viele Sars-CoV-2 Fälle registriert worden. Dabei führt das RKI die
Fälle in den NRW-Landkreisen Gütersloh und Warendorf auf den Ausbruch
in dem fleischverarbeitenden Betrieb Tönnies zurück.

In Magdeburg stiegen die Fallzahlen demnach, weil an mehreren Schulen
Menschen positiv auf Sars-CoV-2 getestet wurden. Im Berliner Bezirk
Neukölln hing der Anstieg der Fälle mit einem Ausbruch «im Umfeld
einer Glaubensgemeinschaft» zusammen.

Der R-Wert bildet jeweils das Infektionsgeschehen etwa eineinhalb
Wochen zuvor ab. Der Wert reagiere auf kurzfristige Änderungen der
Fallzahlen, verursacht etwa durch einzelne Ausbrüche, empfindlich,
wie das RKI erläutert.

Mit Blick auf die bundesweiten Corona-Infektionen meldeten die
lokalen Behörden dem RKI binnen eines Tages 537 Neuinfektionen. Damit
haben sich seit Beginn der Corona-Krise 190 359 Menschen in
Deutschland nachweislich mit Sars-CoV-2 angesteckt, wie das RKI am
Montag meldete (Datenstand 22.06., 0 Uhr).

8885 mit dem Virus infizierte Menschen starben nach RKI-Angaben
bislang in Deutschland - das bedeutet ein Plus von 3 im Vergleich zum
Vortag. Etwa 175 300 Menschen haben die Infektion nach
RKI-Schätzungen überstanden. Das sind 400 mehr als noch einen Tag
zuvor.

Seit Mitte Mai gibt das RKI zudem ein sogenanntes Sieben-Tage-R an.
Es bezieht sich auf einen längeren Zeitraum und unterliegt daher
weniger tagesaktuellen Schwankungen. Nach RKI-Schätzungen sank dieser
Wert mit Datenstand 22.6., 0.00 Uhr, auf 1,83 (Vortag: 2,03). Er
zeigt das Infektionsgeschehen von vor 8 bis 16 Tagen.