Ausstellung «Körperwelten» in Lübeck eröffnet - Kritik im Vorfeld

Lübeck (dpa/lno) - Nach 25 Jahren ist Gunther von Hagens' umstrittene
Anatomie-Ausstellung «Körperwelten» erstmals in Schleswig-Holstein zu

sehen. Am Montag wurde die Schau mit 180 Exponaten in der Lübecker
Kulturwerft Gollan eröffnet. Er freue sich sehr, dass die Ausstellung
jetzt der Hansestadt zu sehen sei, sagte Bürgermeister Jan Lindenau.
Das zeige auch den hohen Stellenwert der medizinischen Forschung für
Lübeck, sagte er.

Die Ausstellung steht unter dem Motto «Der Zyklus des Lebens» und
zeigt die Veränderungen des menschlichen Körpers im Lauf der Zeit von
der Zeugung bis ins hohe Alter. «Wichtig ist es uns auch zu zeigen,
was jeder selbst tun kann, um seine Gesundheit und Lebensqualität
möglichst lange zu bewahren», sagte die Ausstellungskuratorin und
Ehefrau von Hagens, Angelina Whalleys.

Der Mediziner und Anatom von Hagens gilt als Erfinder der
Plastination, bei der Körper durch den Austausch von
Zellflüssigkeiten durch Kunststoffe haltbar gemacht werden.

Die evangelische Kirche in Lübeck hatte zuvor vor allem den Zeitpunkt
der Ausstellung kritisiert. Nach hunderttausend Toten weltweit durch
die Corona-Pandemie halte sie die Ausstellung für problematisch,
hatte Pröpstin Petra Kallies vor knapp zwei Wochen gesagt.

Die ersten Besucher sahen das anders. «Die Ausstellung ist sehr
interessant, aber auch ein bisschen merkwürdig, wenn man bedenkt,
dass das tote Menschen sind», sagte Alexandra Mielke aus Zarpen bei
Lübeck. Sie selbst würde ihren Körper nicht für eine Plastination z
ur
Verfügung stellen, sagte sie.

Jana Reichow aus Lübeck dagegen hat sich bereits vor zehn Jahren zu
einer Körperspende entschlossen. «Ich teile zwar die christlichen
Werte, glaube aber nicht an ein Leben nach dem Tod.» Da sei die
Plastination eine gute Möglichkeit, nicht von Maden zerfressen zu
werden, sagte sie.