Heil zu Corona-Ausbruch bei Tönnies: Haftungsmöglichkeiten prüfen

Berlin (dpa) - Nach dem massiven Corona-Ausbruch beim
Fleischverarbeiter Tönnies könnte das Unternehmen
Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) zufolge möglicherweise
haftbar gemacht werden. «Ich glaube, dass wir prüfen müssen, welche
zivilrechtlichen Haftungsmöglichkeiten es gibt in diesem Bereich»,
sagte Heil am Montag im ARD-«Morgenmagazin». Es entstünden erhebliche

Kosten für die gesundheitliche Behandlung der Menschen, «aber auch
für das, was da in der Region los ist». «Ich erwarte von diesem
Unternehmen, dass alles getan wird, um den Schaden zu begrenzen, um
tatsächlich auch einzustehen für das, was da angerichtet wurde»,
sagte Heil. Im Wesentlichen gehe es um den Begriff der Verantwortung.

In einer Fleischfabrik des Marktführers Tönnies im westfälischen
Rheda-Wiedenbrück waren mehr als 1300 Arbeiter positiv auf das
Coronavirus getestet worden. Die Produktion wurde für 14 Tage
gestoppt. Der Fall hatte die Debatte um die Bedingungen in der
Schlachtindustrie angeheizt.

Von einem Boykott riet Heil ab: «Ich bin nicht für Boykottaufrufe.
Ich bin dafür, dass wir Regeln einhalten, weil wir reden nicht über
dieses eine Unternehmen nur.» Er sei auch die Personalisierung ein
bisschen leid, auch in anderen Fleischfabriken habe es Fälle gegeben.
«Es ist insgesamt in dieser Branche etwas umzukrempeln und
aufzuräumen.»

Heil will im Sommer einen Gesetzentwurf vorlegen, um von 2021 an
Werkverträge in der Branche weitgehend zu verbieten - also dass die
komplette Ausführung von Schlachtarbeiten bei Sub-Unternehmern
eingekauft wird. Auch jetzt schon würde verstärkt kontrolliert, sagte
Heil.