Heil: Es muss sich etwas in der Fleisch-Branche ändern

Berlin (dpa) - Bundesarbeitsminister Hubertus Heil hat nach dem
massiven Corona-Ausbruch beim Fleischverarbeiter Tönnies scharfe
Kritik an dem Unternehmen und der Fleischindustrie geübt. Sein
Vertrauen in die Frima Tönnies sei auch «gleich Null», sagte der
SPD-Politiker am Sonntagabend im «Bild»-Talk «Die richtigen Fragen»
,
wo er auf eine entsprechende Aussage des örtlichen Krisenstableiters
angesprochen wurde.

Corona sei «wie ein Brennglas», sagte Heil. «Das heißt, wir sehen
Dinge, die vorher schon nicht in Ordnung waren, jetzt sehr sehr
deutlich. Die Ausbeutung von Menschen aus Mittel- und Osteuropa, die
da offensichtlich stattgefunden hat, wird jetzt in der Pandemie ein
allgemeines Gesundheitsrisiko mit erheblichem Schaden.» Deshalb müsse
sich «im Grund nach in dieser Branche was ändern».

Er kritisierte, durch Verhalten, «wo Menschen sich offensichtlich
nicht an Regeln gehalten haben», sei eine ganze Region «in Geiselhaft
genommen worden.

In einer Fleischfabrik des Marktführers Tönnies im westfälischen
Rheda-Wiedenbrück waren mehr als 1300 Arbeiter positiv auf das
Coronavirus getestet worden. Die Produktion wurde für 14 Tage
gestoppt. Der Fall hatte die Debatte um die Bedingungen in der
Schlachtindustrie angeheizt.

Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter sprach sich in dem
«Bild»-Gesprächsformat dafür aus, Druck auf Tönnies auszuüben:
«So
wie die Firma im Moment arbeitet ist das absolut unverantwortlich.
Und jeder, der dieses Fleisch kauft, sollte sich überlegen, was er da
tut.» Die Hauptverantwortugn liege aber bei der Bundesregierung, beim
Gesetzgeber, denn es müssen sich Gesetze ganz grundlegend ändern.
«Das ganze System ist krank.»