Nach Corona-Ausbruch - NRW-Ministerpräsident besucht Krisenstab

Nordrhein-Westfalens Regierungschef Laschet macht sich persönlich ein
Bild von der Corona-Lage im Kreis Gütersloh. Einen Lockdown hat er
ausdrücklich nicht ausgeschlossen.

Gütersloh (dpa) - Nach dem Corona-Ausbruch in der Fleischfabrik
Tönnies mit mehr als 1000 Infizierten hat sich NRW-Ministerpräsident
Armin Laschet (CDU) vor Ort über die Lage informiert. Der
Regierungschef nahm am Vormittag zusammen mit Gesundheitsminister
Karl-Josef Laumann (CDU) an einer Sitzung des Krisenstabs im Kreis
Gütersloh teil. An der Sitzung nahmen nach Angaben des Kreises auch
Vertreter der Botschaften Rumäniens, Polens und Bulgariens teil.

Am Mittag sollte das CDU/FDP-Landeskabinett in Düsseldorf zu einer
Sondersitzung zusammentreten. Laschet wird dem Vernehmen nach per
Video zugeschaltet. Der Regierungschef will nach Angaben der
Staatskanzlei um 14.30 Uhr im Kreishaus Gütersloh ein Statement vor
der Presse abgeben.

Am Samstagnachmittag hatte die Zahl der positiv getesteten
Tönnies-Mitarbeiter in der Fleischfabrik in Rheda-Wiedenbrück bei
1029 gelegen. Die Behörden haben alle rund 6500 Mitarbeiter unter
Quarantäne gestellt. Bis Samstagmittag waren bereits rund 5800 Proben
genommen worden. Zahlreiche Befunde standen noch aus.

Im Kreis Gütersloh werden derzeit insgesamt 19 Menschen wegen einer
Covid-19-Erkrankung behandelt. Es handele sich «fast ausschließlich»

um Mitarbeiter von Tönnies, teilte der Kreis mit. Sechs von ihnen
würden intensivmedizinisch behandelt. Davon seien fünf bei Tönnies
beschäftigt. Zwei der sechs Patienten würden beatmet.

Im Kreis Gütersloh wurden am Sonntag weitere Proben von
möglicherweise coronainfizierten Tönnies-Mitarbeitern genommen.
Geplant sei der Einsatz von 40 mobilen Teams, teilte der Kreis mit.
An den Teams beteiligt seien jeweils Mitarbeiter des Ordnungsamtes,
des Deutschen Roten Kreuzes und der Bundeswehr. Auch Dolmetscher
seien dabei. Einige Teams würden von Polizisten begleitet.

Ein wichtiges Thema bleibt die Einhaltung der Quarantäne durch die
infizierten Mitarbeiter. Nach positiven Corona-Tests bei zahlreichen
Tönnies-Mitarbeitern hatte die Stadt Verl (Landkreis Gütersloh) am
Samstag in einem Stadtteil eine Quarantänezone eingerichtet. Mehrere
Mehrfamilienhäuser, in denen Werkvertragsarbeiter der Firma Tönnies
untergebracht sind, wurden unter Quarantäne gestellt. Der gesamte
Bereich wurde mit Bauzäunen abgeriegelt. In den betroffenen Häusern
leben in drei Straßenzügen insgesamt knapp 670 Menschen.

Der Deutsche Städte- und Gemeindebund warnte angesichts der
Corona-Ausbrüche der vergangenen Tage vor sozialen Konflikten. «Wir
dürfen Menschen nicht diskriminieren oder benachteiligen, die zum
Beispiel im Niedriglohnbereich unter schlechten Wohnverhältnissen die
preiswerte Fleischproduktion in bestimmten Betrieben gewährleistet
haben», sagte Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg den Zeitungen der
Funke Mediengruppe.

Landsberg betonte, man dürfe Menschen, die in beengten Verhältnissen
wohnen, keinen Vorwurf machen, weil es dort eher zu Infektionen
kommen kann. Hier seien insbesondere die Betriebe gefordert, nicht
nur für anständige Löhne und Arbeitsbedingungen zu sorgen - sondern
insbesondere auch für Wohnverhältnisse, in denen ausreichende
Hygienestandards gewährleistet werden können.