Tönnies weist Vorwürfe des Landkreises zurück

Hat Tönnies bei der Adressermittlung durch die Behörden Daten
fahrlässig zurückgehalten? Nein, sagt die Firma. Vielmehr seien
einige Werkvertrags-Unternehmen nicht bereit gewesen, die Daten ohne
schriftliche Anforderung herauszugeben.

Rheda-Wiedenbrück (dpa) - Fleisch-Unternehmer Clemens Tönnies hat die
Vorwürfe des Landkreises Gütersloh zurückgewiesen, bei der
Beschaffung der Wohnadressen von Mitarbeitern unkooperativ gewesen zu
sein. «Wir haben datenschutzrechtliche Probleme», sagte Tönnies am
Samstag bei einer Pressekonferenz in Rheda-Wiedenbrück. Laut
Werkvertragsrecht dürfe das Unternehmen die Adressen der betreffenden
Arbeiter nicht speichern.

Unternehmenssprecher André Vielstädte erklärte, dass das Unternehmen

aufgefordert worden sei, alle Adressdaten der Beschäftigten im
Werkvertrag an die Behörden zu melden. «Diese Aufforderung wurde
umgehend an alle Dienstleister weitergegeben.» Ein Teil der vielen
Adressdaten habe auf diese Weise kurzfristig übergeben werden können.
Einige Dienstleistungsunternehmen hätten jedoch große
datenschutzrechtliche Bedenken geäußert und seien nicht bereit
gewesen, ohne eine schriftliche Anforderung die Daten herauszugeben.
«Nachdem diese schriftliche Anforderung der Behörde vorlag, konnten
auch die noch ausstehenden Adressen umgehend der Behörde übergeben
werden.»

Der Landkreis Gütersloh hatte am Nachmittag angegeben, große
Schwierigkeiten bei der Beschaffung der Adressen gehabt zu haben.
Nachdem am Freitagvormittag immer noch 30 Prozent der Adressen
gefehlt hätten, hätten sich der Kreis Gütersloh und der Arbeitsschutz

in der Nacht zum Samstag Zugriff auf die Personalakten der Firma
Tönnies verschafft. «Das Unternehmen hatte es nicht geschafft, uns
alle Adressen zu liefern», sagte Landrat Sven-Georg Adenauer (CDU).
Die Behörden seien gemeinsam am Freitagabend in die Konzern-Zentrale
gegangen. Am Samstagmorgen um 01.30 Uhr sei man fertig gewesen. «Das
Vertrauen, das wir in die Firma Tönnies setzen, ist gleich Null. Das
muss ich so deutlich sagen», sagte der Leiter des Krisenstabes,
Thomas Kuhlbusch.