Quarantäne in Göttingen: Bewohner bewerfen und verletzen Polizisten

700 Bewohner dürfen einen riesigen Wohnkomplex in Göttingen seit
Tagen nicht verlassen - das ganze Gebäude steht unter Quarantäne. Am
Samstagnachmittag scheint das für einige zu viel zu werden.

Göttingen (dpa) - Bewohner des in Göttingen unter Quarantäne
stehenden Gebäudekomplexes haben Polizisten mit Gegenständen beworfen
und mehrere von ihnen verletzt. Nach ersten Erkenntnissen war der
Missmut bei den Bewohnern über die Quarantänemaßnahmen am
Samstagnachmittag angestiegen, wie eine Polizeisprecherin sagte.

Der Gebäudekomplex mit seinen knapp 700 Bewohnern steht seit
Donnerstag vollständig unter Quarantäne. Das heißt, dass seitdem kein

Bewohner das Gebäude verlassen durfte, wie ein Stadtsprecher der dpa
bestätigte. Seit Donnerstag waren bei knapp 120 Menschen Infektionen
mit dem neuartigen Coronavirus festgestellt worden.

Am Samstagnachmittag hatten schließlich mehrere Bewohner versucht,
von dem Gelände zu kommen. Polizeiangaben zufolge wollten manche von
ihnen Zäune überwinden, die stellenweise aufgestellt worden waren.
Zudem seien die zur Amtshilfe eingesetzten Polizisten aus dem Gebäude
heraus mit Gegenständen beworfen worden. Um welche Gegenstände es
sich handelte, blieb zunächst unklar. Mehrere Beamte wurden dabei
verletzt, eine genaue Anzahl nannte die Behörde nicht.

Nahezu direkt vor der Wohnanlage fand am Samstagnachmittag zudem eine
Demonstration gegen zu hohe Mieten statt. Diese hätte eigentlich an
einem anderen Ort in der Stadt stattfinden sollen, war aber
kurzfristig verlegt worden, wie der Stadtsprecher bestätigte. Wie
viele Menschen an der Demo teilgenommen hatten, war zunächst
ebenfalls nicht bekannt.

Am frühen Abend hatte sich die Lage laut Polizei und Augenzeugen
zunächst wieder beruhigt. Zwischenzeitlich war auch der Göttinger
Oberbürgermeister Rolf-Georg-Köhler (SPD) vor Ort und hatte mit den
Bewohnern das Gespräch gesucht.

Ursprünglich sollten am Samstagnachmittag diejenigen Bewohner des
Gebäudekomplexes erneut untersucht werden, die bei einer ersten
großen Testaktion ein negatives Ergebnis hatten. In der Wohnanlage
leben nach Angaben der Stadt mehr als 200 Kinder und Jugendliche in
prekären Wohnverhältnissen.