Kirche kritisiert Fleischindustrie: «Sklavereiähnliche Praktiken»

Bonn/Köln (dpa) - Die katholische Kirche hat im Zusammenhang mit den
Corona-Ausbrüchen in mehreren Fleischbetrieben «Ausbeutung und
sklavereiähnliche Praktiken» angeprangert. Migranten aus Osteuropa
würden mitten in Deutschland «als billige Arbeitskräfte missbraucht
und in menschenunwürdigen Behausungen untergebracht», erklärte der
Vorsitzende der Migrationskommission der Deutschen Bischofskonferenz
und Vorsitzende der Arbeitsgruppe Menschenhandel, Weihbischof Ansgar
Puff (Köln). «Die ausbeuterischen Beschäftigungsverhältnisse in der

Fleischindustrie sind ein Skandal.»

Zwar habe es immer wieder Stimmen gegeben, die auf die desaströsen
Bedingungen hingewiesen hätten, und durchaus auch Reaktionen des
Gesetzgebers. «Doch insgesamt muss man eingestehen: Vor den
Corona-Fällen in den Schlachthöfen hat das Thema in der breiten
Öffentlichkeit kaum jemanden interessiert. Es war für viele einfach
zu bequem, die Augen zu verschließen.»

Deshalb habe es bislang auch am gesellschaftlichen Willen gefehlt,
ein «auf Ausbeutung basierendes Geschäftsmodell» wirksam zu
durchbrechen. Faulen Tricks zur Umgehung des Mindestlohns, mangelnden
Arbeitsschutzmaßnahmen und überfüllten Unterkünften müsse nun
dringend politisch ein Riegel vorgeschoben werden. Jeder müsse sich
fragen lassen, ob das, was er konsumiert, das Ergebnis von Ausbeutung
ist, erklärte der Weihbischof. «Uns muss bewusst sein, dass unser
Konsumverhalten Einfluss auf Arbeitsbedingungen und Löhne hat.»