Union-Trainer Fischer: Corona-Krise «schon ein Weckruf»

Berlin (dpa) - Union-Trainer Urs Fischer hofft, dass auch der Fußball
aus der Corona-Krise Schlüsse zieht. «Am Schluss wird die ganze Welt
daraus lernen müssen», sagte der Chefcoach des Aufsteigers in einem
Interview der «Berliner Zeitung» (Samstag). Nur auf eine einzelne
Branche zu schauen, sei zwar falsch. «Ich glaube aber schon, dass
diese Phase im Bewusstsein des einen oder anderen schon etwas
ausgelöst hat, dass das schon ein Weckruf war», erklärte der
Chefcoach des 1. FC Union Berlin. Es könne aber auch sein, «dass wir
in einem Jahr wirklich nicht schlauer sind».

Die Art und Weise der Saison-Fortsetzung in der Fußball-Bundesliga
sieht der Schweizer als notwendiges Übel. «Die Gesundheit steht über

allem. Und dieses höchste Gut gilt es zu schützen. Dass dies möglich

ist, hat man zuletzt bewiesen. Wenn auch mit Maßnahmen, die nicht
gerade Freude bereiten», sagte Fischer: «Aber dass man sich nicht
daran gewöhnt, ist ja auch gut. Das wäre ja wahnsinnig, wenn man sich
an so etwas gewöhnen würde. Fußball vor 60 000 Zuschauern ist doch
ganz etwas anderes. Mit Spielern, die ihre Emotionen ausleben. Mit
Clubs, die in Gänze ihre Emotionen ausleben. Darum geht es doch im
Fußball. Da müssen wir wieder hinkommen.»

Gerade sein Verein 1. FC Union, «der noch ein bisschen mehr von den
Zuschauern abhängig» sei, sei besonders von den Geisterspielen
betroffen gewesen. «Also die Wucht des Vereins mit seinen Zuschauern
ist schon sehr speziell», sagte Fischer. Er habe da Situationen
erlebt wie sein erstes Freundschaftsspiel mit den Eisernen, zu dem
fast 13 000 Zuschauer ins Stadion An der Alten Försterei gekommen
waren. «So etwas hatte ich nicht für möglich gehalten.»