Dissens zwischen Verdi und Verband zu sonntäglichen Ladenöffnungen
Wiesbaden/Frankfurt/Main (dpa/lhe) - Der Kurs der hessischen
Landesregierung im Umgang mit Sonntagsöffnungen von Läden stößt auf
ein geteiltes Echo. Während die Gewerkschaft Verdi es begrüßte, dass
wieder zu den gesetzlichen Regelungen aus der Vor-Corona-Zeit
zurückgekehrt werde, kam scharfe Kritik vom Handelsverband Hessen und
vom Hessischen Industrie- und Handelskammertag. Der Handelsverband
reagierte mit Unverständnis: Es sei nicht in Ordnung, dass die
Landesregierung die bereits verkündete Möglichkeit zur Öffnung der
Läden sonntags von 13.00 bis 18.00 Uhr bis zum 16. August nun
ersatzlos gestrichen habe.
Der Verband begründete: Gerade für die Innenstadt-Akteure der
hessischen Mittelzentren und Kleinstädte seien die
Zusatz-Öffnungszeiten eine Chance, um die angeschlagene
wirtschaftliche Situation zu stärken, den Auswirkungen der
Corona-Krise entgegenzuwirken und Kurzarbeit weiter zu reduzieren.
Der Verband Hessen vertritt nach eigenen Angaben die Interessen von
7200 Mitgliedsunternehmen mit 160 000 Beschäftigten.
Verdi teilte mit, dass ein von der Gewerkschaft eingereichter
Eilantrag beim Kasseler Verwaltungsgericht mit der Entscheidung der
Landesregierung hinfällig geworden sei. «Wir betrachten das als
Erfolg» sagte Verdi-Landesbezirksleiter Jürgen Bothner. Es bestehe
kein Anlass mehr, an der Ausnahmebewilligung für Sonn- und
Feiertagsarbeit festzuhalten.
Auch der Hessische Industrie- und Handelskammertag (HIHK) kann die
Sichtweise von Verdi und Landesregierung nicht nachvollziehen.
Geschäftsführer Robert Lippmann sagte: «Die hessische Wirtschaft
reagiert irritiert auf die Entscheidung der Landesregierung. Sie
erschüttert das Vertrauen des Einzelhandels in die Verlässlichkeit
politischer Entscheidungen. Sie trifft eine der am stärksten von der
Corona-Krise gebeutelten Branchen. Die hessischen Händler versuchen
die Krise mit Verantwortung, Engagement und Kreativität zu meistern.»
Die Kundenzahlen und Umsätze seien nach wie vor niedrig, die
wirtschaftliche Lage angespannt. «In dieser existenzbedrohenden
Situation braucht der Handel politische Unterstützung, nicht noch
mehr Steine im Weg.»