Steinmeier sieht viele digitale Defizite in Deutschland

Berlin (dpa) - Die Corona-Krise hat nach Ansicht von Bundespräsident
Frank-Walter Steinmeier die digitalen Schwachstellen in Deutschland
offengelegt. Zugleich hätten digitale Instrumente den Lockdown für
viele Menschen erträglicher gemacht. «Die Krise hat viele digitale
Defizite schonungslos ausgeleuchtet, ganz besonders in den Schulen
und in der öffentlichen Verwaltung», sagte Steinmeier am Freitag in
Berlin aus Anlass des bundesweiten Digitaltags. Dort hätten sich
fehlende technische Voraussetzungen mit versäumter Fortbildung sowie
jahrzehntealten Verfahren «oft zu einem sehr unglücklichen Bild
zusammengefügt».

Viel aufzuholen habe Deutschland auch beim gerechten Zugang zur
digitalen Grundversorgung, betonte Steinmeier. «Etwa auf dem platten
Land oder für Familien, wo nicht jedes zweite Jahr ein neues iPad
unter dem Tannenbaum liegt oder ein neuer Laptop zum Geburtstag
kommt, wo sich in der Krise alle Geschwister das alte Handy der
Mutter teilen müssen, um die Schulaufgaben zu erledigen.»

Die coronabedingten Kontaktverbote hätten «Stress in die Familien
gebracht», sagte Steinmeier. «Ich mag mir gar nicht vorstellen, wo
wir heute wären, hätten wir die digitalen Möglichkeiten nicht
gehabt.» So hätten sich in den Familien Großeltern erstmals mit
Kommunikationsmöglichkeiten wie Skype, Jitsi, Zoom und Facetime
beschäftigt, weil sie und ihre Enkel Abstand halten mussten.
Mediatheken und Streamingdienste hätten die Lücken gefüllt, die Kino,

Konzert und Theater hinterließen.

Digitale Instrumente könnten zwar den persönlichen Kontakt nicht
ersetzen, sagte Steinmeier. «Aber die digitalen Werkzeuge sind eben
eine sehr willkommene Ergänzung, gerade in Situationen, in denen das
persönliche Gespräch, der persönliche Kontakt fehlt.»