Laumann will Corona-Ausbrüche in Fleischindustrie untersuchen lassen

Düsseldorf (dpa) - Nach dem Corona-Ausbruch in einer
Tönnies-Fleischfabrik mit inzwischen 730 registrierten Neuinfektionen
will NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) die Branche
wissenschaftlich untersuchen lassen. «Wir müssen untersuchen, wie die
Corona-Ausbrüche in der Fleischindustrie entstehen», erklärte Laumann

am Freitag. «Mein Ministerium wird eine wissenschaftliche Expertise
auf den Weg bringen, die den Ursachen des Ausbruchs in Gütersloh
epidemiologisch auf den Grund geht.» Auf der Basis der Ergebnisse
müssten dann «gegebenenfalls weitere Maßnahmen ergriffen werden»,
kündigte Laumann an. Zuvor hatte die «Frankfurter Allgemeine Zeitung»

berichtet.

Die Fleischfabrik ist derzeit geschlossen. Ausgewertet wurden nach
Informationen vom Donnerstagabend bisher 1106 Ergebnisse eines von
den Behörden angeordneten Reihentests. Im Tönnies-Stammwerk müssen in

den nächsten Tagen noch rund 5300 Mitarbeiter getestet werden.

Laumann tritt wegen der oft beengten Lebensverhältnisse der
Beschäftigten für Rechtsänderungen ein. «Wir müssen auch eine
Generalunternehmerhaftung haben für die Lebensverhältnisse dieser
Menschen, wenn sie zum Beispiel in Sammelunterkünften leben», hatte
Laumann am Donnerstag bei WDR2 gefordert. Die Schlachtindustrie habe
sich eine Systematik über die Werkverträge angewöhnt, bei der man
einfach sagen müsse, «dass sich die Besitzer von Schlachthöfen nicht

mehr verantwortlich fühlen für große Teile der Belegschaft»,
verdeutlichte Laumann.

Der CDU-Politiker kritisierte, dass nach den zurückliegenden
Corona-Ausbrüchen in Coesfeld und anderen Betrieben der
Fleischindustrie zwar in Berlin Änderungen im Arbeitsrecht in den
Fokus genommen worden seien, aber bislang Ergebnisse wohl nicht vor
der parlamentarischen Sommerpause zu erwarten seien.