Sexueller Missbrauch durch Polizisten: LKA-Beamter schildert Ermittlungen

Ein Polizist soll über Jahre Kinder und Jugendliche sexuell
missbraucht haben. Vor Gericht gesteht er die Taten. Ein Ermittler
schildert, wie die Polizei auf ihn aufmerksam wurde.

München (dpa/lby) - Ein Polizist aus dem Landkreis Starnberg wird
beschuldigt, über Jahre hinweg Kinder und Jugendliche missbraucht zu
haben. Im Prozess vor dem Landgericht München II schilderte ein
LKA-Beamter am Donnerstag, wie die Polizei dem inzwischen 60 Jahre
alten Angeklagten auf die Spur kam. Zudem äußerten sich Gutachter zum

psychischen Zustand und der Schuldfähigkeit des Mannes.

Im Anschluss an ein Praktikum eines Jugendlichen bei der Polizei im
Jahr 2017 soll der Angeklagte dem Jungen über lange
Zeit pornografische Bilder und Videos geschickt haben. Als der Junge
2019 schließlich zur Polizei geht, gesteht der Mann mehrere weitere
Taten - darunter auch sexuellen Missbrauch in mehreren Fällen. So
schilderte es der Ermittler des LKA vor Gericht.

Doch viele Erkenntnisse ergaben sich erst aus zahlreichen
sichergestellten Datenträgern des Deutschen. In den Aussagen
des Angeklagten habe zudem immer ein «Hauch der Bagatellisierung»
mitgeschwungen, so der LKA-Beamte.

Die mutmaßlichen Opfer hätten bei dem 60-Jährigen einen väterlich
en
Bezug gesucht. Mehrere der Jungen hat er über seine Tätigkeit im
Jugendbereich der Freiwilligen Feuerwehr kennengelernt. Die Opfer
belasteten die Taten bis heute, schilderte der Ermittler seinen
Eindruck aus den Vernehmungen.

Drei der mutmaßlichen Opfer treten als Nebenkläger auf. Sie ließen
durch ihren Anwalt ein Schreiben verlesen, in dem sie auf das Angebot
des Angeklagten eingehen, sich bei ihnen zu entschuldigen und Geld an
sie zu zahlen. Einer der jungen Männer lehnte das Geld ab. Sie alle
machten deutlich, dass auch mit der Entschuldigung kein Verzeihen
möglich sei. Das Ausmaß des Missbrauchs war ihnen offenbar nicht
bewusst. «Wenn ich über andere Taten früher gewusst hätte, wäre
ich
früher zur Polizei gegangen», ließ einer der jungen Männer über

seinen Anwalt verlesen.

Der Angeklagte saß während der Verhandlung meist teilnahmslos und das
Gesicht in die Hände gestützt da. Eine Psychologin attestierte dem

60-Jährigen auch mit Blick auf seine Schuldfähigkeit eine
überdurchschnittliche Intelligenz. Die Frage, ob der Mann pädophil
sei, verneinte ein vom Gericht bestellter Psychiater. Auch wenn Bild-
und Videomaterial mit Kinderpornografie bei ihm gefunden worden sei,
zeige der Angeklagte nur Zuneigung zu Jugendlichen mit Einsetzen der
Pubertät.

Da der Mann zu Prozessbeginn ein umfassendes Geständnis abgelegt
hatte, kam ein Deal zustande. Die Prozessbeteiligten einigten sich
auf einen Strafrahmen zwischen vier Jahren und drei Monaten und fünf
Jahren und drei Monaten. Das Urteil soll am Freitag im Anschluss an
eine nicht-öffentliche Sitzung fallen.