Erholung, aber langsam - Wie die Gastro-Branche sich aufrappelt Von Larissa Schwedes, dpa

Es war ein Crash, wie ihn die meisten Branchen noch nicht erlebt
haben: Von einem Tag auf den anderen blieb alles zu. In der
Gastronomie geht es langsam aufwärts - aber Normalität ist noch nicht
in Sicht.

Düsseldorf (dpa/lnw) - Auch in der Krise muss der Mensch sich
ernähren. Doch während in anderen Zeiten viele gern mal zum Essen
ausgehen oder sich zum Kaffee verabreden, zwang Corona alle zurück in
die eigene Küche. Für Gastronomen wie die Kölner Café-Inhaberin Lea
h
Strube eine Katastrophe.

«Für uns brach alles auf einmal weg», erzählt Strube, die das Caf
é
Sehnsucht in Köln-Ehrenfeld mit ihrem Freund und Bruder zusammen
betreibt. Um die Covid-19-Pandemie möglichst schnell und effektiv
einzudämmen, waren Mitte März so ziemlich alle Orte geschlossen
worden, an denen Menschen aufeinander treffen. Restaurants, Cafés und
Kneipen blieben rund zwei Monate geschlossen - mit massiven
Auswirkungen: Die Umsätze im NRW-Gastgewerbe verringerten sich
gegenüber dem Vorjahr um fast 71 Prozent, wie das Statistische
Landesamt IT.NRW am Donnerstag mitteilte. Besonders hart traf es die
Gastronomie, die vom Ausschank geprägt ist, etwa Kneipen und Bars -
dort gingen die Umsätze um rund 78 Prozent zurück.

Die Zahl der Menschen, die in der Branche tätig waren, war im April
um 22,3 Prozent niedriger als ein Jahr zuvor. Auch Strube und ihre
Kollegen mussten etliche studentische Aushilfen entlassen und andere
Kollegen in Kurzarbeit schicken. Manche Betreiber boten Take Away an
oder verwandelten ihre Läden in Kioske oder Bäckereien. Andere
versuchten, sich mit Gutscheinverkäufen oder Soli-Aktionen über
Wasser zu halten. Tropfen auf den heißen Stein.

Als am 11. Mai große Teile der Gastronomen wieder unter strengen
Auflagen den Betrieb aufnehmen durften, öffnete Strube die Türen
ihres frisch renovierten Ladens. Für ihre nicht einmal zwei Jahre
alte Tochter hatte sie extra einen Babysitter organisiert, weil
Kita-Betreuung weiterhin keine Option war. Mit auseinander gerückten
Tischen, frisch einlaminierten Karten und Hinweisschildern
ausgestattet wartete sie vorfreudig auf die ersten Gäste - jedoch
fast vergebens. «Da kam kaum einer in den Laden rein. Die Leute
hatten echt noch Angst», erzählt Strube. Der Umsatz habe am ersten
Tag kaum die Kosten des Babysitters übertroffen.

«Seit Juni läuft es Gott sei dank besser», sagt die Gastronomin. Die

Umsätze seien wieder etwas gestiegen, lägen aber weiterhin bei rund
einem Drittel unter Normalniveau. Das liegt vor allem daran, dass die
Tische weiter auseinander stehen müssen und damit weniger Gäste in
die Räume passen. Auch Hygienevorschriften und generelle
Zurückhaltung machen sich bemerkbar.

Einer Umfrage des Gaststättenverbandes Dehoga NRW zufolge geben
weiterhin fast 90 Prozent der befragten Betriebe an, noch längst
nicht wieder wirtschaftlich arbeiten zu können. «Die
Herausforderungen sind nicht kleiner geworden», sagt ein Sprecher.

Für die mittlerweile wieder gut besuchten Wochenenden im Café
Sehnsucht hat Strube vor ein paar Tagen eine ganze Reihe ihrer alten
Aushilfen angerufen. «Die ganzen Studenten haben ja zwischendurch gar
nichts verdient.» Bis sich in der Branche wieder normal verdienen
lässt, dürfte es noch dauern.