WHO sieht Ansteckungsrisiko bei Militärparade in Moskau

Moskau (dpa) - Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sieht die Feiern
in Russland zum 75. Jahrestag des Sieges über Hitler-Deutschland
wegen der Corona-Pandemie kritisch. Jede Massenveranstaltung berge
das Risiko, dass sich das Virus weiter ausbreite, sagte WHO-Expertin
Catherine Smallwood vom Regionalbüro Europa am Donnerstag bei einer
Online-Konferenz. Es bestehe die Gefahr einer «verschärften
Ausbreitung». Letztlich liege die Entscheidung aber in der Hand der
lokalen Behörden und nicht bei der WHO, meinte sie.

Präsident Wladimir Putin hatte wegen der Corona-Pandemie die
Waffenschau mit Panzern und Soldaten zunächst auf den 24. Juni
verschoben. 1945 hatte es an dem Tag die erste große Siegesfeier mit
einer Parade auf dem Roten Platz in Moskau gegeben. Viele andere
Städte sagten auch diesen Termin ab.

Nach Angaben des Kreml sind einige der 80 Veteranen, die an der
Parade in der Hauptstadt teilnehmen, in Quarantäne. Damit solle die
Gesundheit der alten Menschen geschützt werden, sagte Sprecher Dmitri
Peskow der Agentur Interfax zufolge. In Medien war spekuliert worden,
damit solle Putin vor einer Infektion mit dem Virus geschützt werden.

Nach offiziellen Zahlen (Stand Donnerstag) haben sich landesweit
bisher mehr als 561 000 Menschen mit dem Coronavirus infiziert.
Innerhalb eines Tages seien 7790 neue hinzugekommen. Das ist der
niedrigste Tageswert seit Anfang Mai. Fast 314 000 Menschen galten
als genesen. 7660 Patienten starben.

Es gab allerdings mehrfach Medienberichte, wonach die Zahl der Toten
geschönt sei. Die Behörden wiesen das zurück. Auch die WHO
bekräftigte, dass sie die Statistik für ein «realistisches Bild»
halte, weil die Coronatests deutlich ausgeweitet worden seien. Elf
Prozent der Bevölkerung seien mittlerweile getestet worden.

WHO-Regionaldirektor Hans Kluge mahnte zugleich, auf eine wieder
steigende Corona-Zahl vorbereitet zu sein. «Wir müssen jede
Gelegenheit für Schulungen nutzen und Notfallversorgungssysteme
verbessern.» Nach Angaben der russischen Verbraucherschutzbehörde
Rospotrebnadsor starben bislang etwa 500 Ärzte und andere
medizinische Kräfte mit dem hochansteckenden Virus.